In den letzten Jahren hat das Thema “männliche Wechseljahre” zunehmend Aufmerksamkeit erregt. Doch was steckt wirklich hinter den hormonellen Veränderungen, die Männer im Laufe ihres Lebens erleben? Dieser Artikel beleuchtet wissenschaftlich fundiert die Fakten rund um Testosteronmangel, räumt mit Mythen auf und gibt praktische Tipps für ein gesundes Hormonsystem.
Was ist Testosteron und welche Funktionen hat es?
Testosteron ist das „Powerhormon“ des Mannes: Es steuert nicht nur die Libido und Spermienproduktion, sondern auch den Muskelaufbau, die Knochendichte und sogar die Stimmungslage.
- Sexuelle Funktion: Reguliert Lustempfinden und Erektionsfähigkeit (Potenz).
- Körperliche Leistung: Erhält Muskelmasse und schützt vor Osteoporose.
- Gehirn & Psyche: Beeinflusst Gedächtnis, Konzentration und emotionale Stabilität.
Ursachen: Warum sinkt der Testosteronspiegel?
Nicht nur das Alter spielt eine Rolle – auch Lifestyle und Krankheiten haben einen starken Einfluss auf den Testosteronspiegel:
- Natürlicher Alterungsprozess: Ab 40 sinkt der Spiegel um 1–2 % pro Jahr
- Übergewicht: Besonders Bauchfett produziert Enzyme, die Testosteron abbauen und so zu einem niedrigen Spiegel führen. Gleichzeitig können die Spiegel an weiblichen Hormonen steigen.
- Chronische Krankheiten: Diabetes und Bluthochdruck verdoppeln das Risiko für einen Mangel.
- Schlafmangel & Stress: Cortisol (Stresshormon) hemmt die Testosteronproduktion.
- Nährstoffmangel: Zink, Magnesium und Vitamin D sind essentiell für die Hormonbildung.
Symptome eines Testosteronmangels
Ein niedriger Testosteronspiegel kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Männer mit niedrigem Testosteronspiegel diese Symptome erleben. Außerdem sind die Symptome recht unspezifisch und können viele andere Ursachen haben. Deshalb ist es so wichtig, eine gründliche Diagnose durchzuführen.
Symptome eines Testosteronmangels können sein:
- Sexuelle Funktionsstörungen: Verminderte Libido, erektile Dysfunktion (Impotenz) und reduzierte morgendliche Erektionen.
- Physische Veränderungen: Abnahme der Muskelmasse, Zunahme des Körperfetts und Verringerung der Knochendichte, was das Risiko für Osteoporose erhöht.
- Emotionale und kognitive Beeinträchtigungen: Stimmungsschwankungen, Depressionen, Reizbarkeit und Konzentrationsprobleme.
Diagnose eines Testosteronmangels
Die Diagnose erfolgt durch die Messung des morgendlichen Testosteronspiegels im Blut. Werte unterhalb eines bestimmten Schwellenwerts in Verbindung mit typischen Symptomen können auf einen Mangel hinweisen. Dieser muss dann durch eine zweite Messung bestätigt werden, bevor die Diagnose Testosteronmangel gestellt werden kann. Um die genaue Ursache für den Mangel festzustellen, bestimmt der Urologe / die Urologin noch weitere Blutwerte, wie das SHBG (steroidhormon-bindendes Globulin), FSH (follikel-stimulierendes Hormon), LH (luteinisierendes Hormon). Es ist ebenfalls sinnvoll, die Werte für den Blutzucker zu bestimmen, denn häufig sind eine unentdeckte Insulinresistenz oder ein Diabetes die eigentliche Ursache.
Behandlungsmöglichkeiten: Von Lifestyle bis Hormontherapie
Natürliche Booster für mehr Testosteron
- Sport: Krafttraining kann den Testosteronspiegel um bis zu 20% erhöhen
- Ernährung: Zinkreiche Lebensmittel (Kürbiskerne, Fleisch) und Vitamin D unterstützen die Hormonproduktion, geringe Kalorienrestriktion
Schlaf: 7-8 Stunden pro Nacht optimieren den Hormonspiegel - Stressreduktion: Meditation oder Yoga können Cortisol senken und Testosteron indirekt erhöhen
Testosteronersatztherapie (TRT)
- Für wen? Nur bei nachgewiesenem Mangel plus schweren Symptomen
- Formen: Gele, Pflaster, Injektionen oder Implantate
- Wirksamkeit: Kann Libido, Erektionsfähigkeit und Knochendichte verbessern
- Risiken: Erhöht die Blutviskosität (Erythrozytose) – regelmäßige Kontrollen nötig
Wichtig: Eine TRT ist kein Allheilmittel gegen Alterungserscheinungen und sollte nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen. Die potenziell lebenslange Abhängigkeit von der Therapie und mögliche Nebenwirkungen müssen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.
Mehr Informationen zur Testosteron-Ersatztherapie findest Du in unserem Artikel zu diesem Thema.
Mythos „männliche Wechseljahre“: Was stimmt wirklich?
Anders als bei Frauen gibt es beim Mann keinen plötzlichen Hormonabfall. Studien zeigen: Nur 2 % der Männer entwickeln einen behandlungsbedürftigen Mangel. Viele Symptome lassen sich auf Übergewicht, Schlafmangel oder Stress zurückführen.
Take-Home-Message: Ein gesunder Lebensstil wirkt oft Wunder – eine Hormontherapie ist nur selten nötig!
FAQs
Gibt es die “männlichen Wechseljahre” wirklich?
Der Begriff ist umstritten. Während einige Männer im mittleren Alter hormonelle Veränderungen erleben, verläuft der Testosteronrückgang meist schleichend und nicht so abrupt wie bei Frauen.
Welche Faktoren können den Testosteronspiegel beeinflussen?
Neben dem Alter können Übergewicht, chronische Erkrankungen und ein ungesunder Lebensstil den Testosteronspiegel senken.
Sind alle Symptome im mittleren Alter auf Testosteronmangel zurückzuführen?
Nein, viele Symptome können auch andere Ursachen haben, wie Stress, Lebensstil oder andere gesundheitliche Bedingungen.
Ist eine Testosteronersatztherapie für jeden geeignet?
Nein, sie sollte nur bei nachgewiesenem Mangel und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da sie potenzielle Risiken birgt.
Wie kann ich meinen Testosteronspiegel auf natürliche Weise unterstützen?
Durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressreduktion können Sie Ihren Hormonhaushalt positiv beeinflussen.
Kann ich den Testosteron-Spiegel selbst testen?
Heimtests sind unzuverlässig und es ist immer sinnvoll, nicht nur den Testosteron-Spiegel allein zu bestimmen, sondern auch SHBG, FSH, LH und weitere Parameter zur Abklärung der Ursache.Deshalb solltest Du beim Verdacht auf einen Testosteronmangel zunächst mit deinem Arzt / deiner Ärztin darüber sprechen.
Wie wirkt sich Stress auf die Hormonbalance aus?
Chronischer Stress erhöht Cortisol, was die Testosteronsynthese hemmt – Entspannungstechniken und Bewegung sind präventiv ratsam.
Quellen:
- https://en.wikipedia.org/wiki/Testosterone
- https://www.advancedurologyinstitute.com/causes-testoterone-deficiency/
- https://www.auajournals.org/doi/10.1016/j.juro.2018.03.115
- https://academic.oup.com/jcem/article/103/5/1745/4939466
- https://www.medicalnewstoday.com/articles/322647
- https://bssm.org.uk/wp-content/uploads/2023/02/BSSM-Practical-Guide-High-Res-single-pp-view-final.pdf
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33076711/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4255853/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK526128/
- https://www.healthline.com/health/low-testosterone/warning-signs
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31905375/.