Im größtem Nationalpark in Kanada im Grenzbereich der Provinz Alberta und der Nordwest-Territorien stehen die Chancen gut, Büffel, Bären und den seltenen Schreikranich zu erleben. Es erwartet Sie dort also eine spannende Reise.
Der Park ist das letzte natürliche Brutrevier des seltenen Schreikranichs
Durch das Fernrohr ist der „Whooping Crane“ zu erkennen, ein Exemplar der größten Vogelart Nordamerikas: helles Gefieder, schwarze Flügelspitzen und ein roter Fleck auf dem Kopf. „Ich habe in neun Jahren als Ranger hier erst zwei gesichtet“, sagt Richard, um die Bedeutung der Begegnung zu betonen. Nur noch höchstens 150 Brutpaare gibt es, der Wood Buffalo National Park ist der letzte Nistplatz in freier Wildbahn.
Besonders groß war die Population des Schreikranichs nie gewesen, der von Texas bis in den Norden von Kanada durch Amerika pendelt. Mitte des 20. Jahrhunderts sah es so aus, als würde die Art ganz aussterben, nur noch knapp 20 Exemplare zählte man damals. Doch dann wurden die letzten Vögel in Wood Buffalo sorgsam vor Störungen abgeschirmt, Zuchtprogramme liefen an.
„Der Schreikranich ist nur eine unserer Erfolgsgeschichten “, erklärt der Ranger, während wir über einen schmalen Pfad ins Tal herabsteigen – zur Freude der Mücken, die uns in Myriaden umschwärmen.
Wood Buffalo gehört zu den größten Nationalparks der Erde
Später wilderte man zusätzlich Präriebüffel aus, die daraufhin sofort weit nach Süden wanderten. In jedem anderen Land hätte man sie zurückgetrieben – in Kanada erweiterte man einfach die Parkgrenzen. Heute ist Wood Buffalo mit 45.000 Quadratkilometern der größte Nationalpark des Landes und einer der größten der Welt. Er umschließt Karstgebiete, Salzebenen und das gewaltige Peace Athabasca-Binnendelta – ein Rastplatz für Hunderttausende Zugvögel.
Salz unter den Füßen
„Und jetzt Schuhe aus“, sagt Richard, als wir den Talboden erreichen. Unsere Zehen wühlen in warmem, weichem Salz. „Man sagt, dass es eine ähnlich heilsame Wirkung hat wie am Toten Meer“, sagt der Ranger, als er durch einen schmalen Bach watet. Dessen Wasser ist stark salzhaltig, ebenso wie das vieler von weißen Krusten bedeckten Quellen in den Salt Flats: Hier befand sich einst ein urzeitlicher Meeresboden.
Überall in der Kruste zeichnen sich Tierspuren ab: die breiten Hufe von Büffeln, die Tatzen eines Wolfsrudels, die Füße eines Schreikranichs und sogar die gewaltigen Pranken eines Grizzlys. Richard freut sich über unsere Entdeckungen, als wäre er heute zum ersten Mal hier. Er gehört zu jener Sorte Parkranger, deren Augen auch nach der hundertsten Tour noch Funken vor Begeisterung sprühen.
Buschfeuer sind in Kanada nötig für die Natur
Als wir zum Parkplatz zurückkommen, blickt er sorgenvoll auf eine riesige Rauchwolke, die am Horizont steht. Eines von mehreren Buschfeuern in der Region.
„Wir haben gerade 17 Feuer unter Beobachtung“, sagt der Ranger. Keine Katastrophe, sondern Alltag in Wood Buffalo. „Die Brände sind notwendig für die Erneuerung der Wälder. Die Zapfen mancher Bäume wie der Banks-Kiefer öffnen sich nämlich nur unter Hitzeeinwirkung.“ Die Parkverwaltung greift in diesen Prozess nur ein, wenn Gemeinden oder wichtige Straßen bedroht sind.
Auf dem Rückweg ins nahe gelegene Fort Smith, den Sitz der Parkverwaltung, tritt Richard plötzlich auf die Bremse: Ein Dutzend Büffel trottet gemächlich über die Piste, um ihre zottigen Schädel auf der anderen Seite wieder in das frische Gras zu versenken, das zwischen verkohlten Baumstämmen wuchert – so profitieren auch die Waldbisons von den Buschbränden.
Am nächsten Morgen riecht die Luft nach Kiefernnadeln und verbranntem Holz, in der Ferne tobt immer noch das Feuer. In Richards Wagen gleiten wir vorbei an Seen und Sümpfen, dazwischen immer wieder gewaltige Biberdämme – mit 850km Länge ist dies der längste Biberdamm der Welt.
Grosbreak – Baden mit Wellness-Effekt im Salzwasser
Roter Lehm schmatzt unter den Füßen, dazwischen knirschen die Salzkrusten dieses eiszeitlichen Gletschersees. Rote, gelbe, graue Granitbrocken liegen verstreut über der Ebene, als hätte hier eine gewaltige Explosion stattgefunden. Die von Quarzbändern durchzogenen Steine sind von Salz und Erosion zerfressen, andere von feuerroten Flechten bedeckt oder bereits zu Sand zerfallen.
Schließlich stehen wir am Ufer eines flachen Sees, über unseren Köpfen krächzen Möwen im Wind. „Das Wasser ist so salzig, dass wir beim Baden nicht untergehen würden“, sagt Richard. Das bizarre Gewässer wurde sogar einmal unter „Canadas Best Beaches“ gewählt – wo sonst hat man beim Plantschen im Salzwasser zusätzlich einen Wellness-Effekt. Wir sind eben echte Glückspilze.
INFORMATIONEN
Anreise: Per Flugzeug ist Fort Smith aus Yellowknife und Edmonton erreichbar, per Auto über den Mackenzie Highway, nahe Hay River weiter über den Highway 5.
Wood Buffalo National Park: Der Park ist ganzjährig geöffnet, die wichtigsten Straßen werden freigehalten. Der Eintritt ist frei. Die Hochsaison reicht von Juni bis Ende August, in dieser Zeit sind auch die Campingplätze geöffnet. Tel. +1-867-872 7960, www.pc.gc.ca.
Unterkunft: Wood Buffalo Inn, geräumige Selbstversorger-Apartments, 123 Simpson Street, Fort Smith, Tel. +1-867-872 3222, www.woodbuffaloinn.com.
Whooping Crane Guesthouse, Bed & Breakfast in einem achteckigen Blockhaus, 13 Cassette Crescent, Fort Smith, Tel. +1-867-872 3426, www.whoopingcraneguesthouse.com.
Auskunft: Northwest Territories Tourism, c/o Denkzauber GmbH, Neustadt 13, 47809 Krefeld, Tel. 01805/52 62 32 (0,14 Euro/Min aus dem Festnetz, max. 0,42 Euro/Min mobil), www.spectacularnwt.de.