Dr. Jan Kunde fastet an der Ostsee – meine Fastenerfahrung

In diesem Artikel berichte ich, wie es mir während der Fastenwoche ergangen ist und welche Erfahrungen ich beim Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee gemacht habe.

Warum ich mich entschieden habe, nach der Buchinger-Methode zu fasten und wie es dazu kam, dass ich mich für das Fasten als (K)Urlaub entschieden habe, lest Ihr im vorherigen Artikel. 

Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee

Mein Körper brauchte offensichtlich dringend Hilfe und Regeneration, sodass ich im Internet nach einem Fastenurlaub suchte. Und ich hatte Glück – direkt für die übernächste Woche gab es noch einen Platz für eine Woche Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee und das zu einem fairen Preis.

Die Buchung war unkompliziert und ich wurde direkt mit einer Liste versorgt, was alles mitzubringen war und wie die Vorbereitung ablaufen sollte. 

Vor dem Fasten kommt die Entlastung

Menschen mit viel Fastenerfahrung berichten, dass die Zeit vor dem Fasten – also die Entlastung – und die Zeit nach dem Fasten – die Aufbautage – wesentlich zum Erfolg des Fastens beitragen. Wobei natürlich jeder Mensch für sich definieren muss, was das Ziel des Fastens überhaupt sein soll. Für die einen ist es eine Selbsterfahrung, andere möchten sich von “Schlacken” befreien und wieder andere ihre mentale Kraft stärken.

Aufgrund meiner spontanen Buchung hatte ich noch gesellschaftliche Ereignisse, an denen ich teilnehmen musste und wollte. Insofern gelang es mir nicht, bereits vier oder fünf Tage vor dem Fasten die Nahrung deutlich zu reduzieren, auf Kaffee, Alkohol und Süßes zu verzichten. Aber immerhin konnte ich zwei Entlastungstage in meinen Alltag einbauen, bevor es an die Ostsee ging. 

Los geht´s zum Fasten, Wandern, Yoga and der Ostsee

Die Anreise sollte an einem Sonntag Nachmittag erfolgen, so dass ich mich am frühen Mittag in Berlin auf den Weg machte in Richtung Ostsee. War es die leichte Aufregung, ob ich die Woche wirklich durchhalte oder hatte mein Geist jetzt so viel über das Fasten nachgedacht, dass ich an dem Tag gar keinen Hunger verspürte?

Als ich eintraf, stellte ich überrascht fest, dass mir eine eigene kleine Reetdachkate zugeteilt wurde, die sehr hochwertig ausgestattet war und offensichtlich gerade renoviert wurde. Es gab sogar eine eigene private Sauna in der Kate. Das ging ja schon mal gut los.

Am frühen Abend lernte ich meine Fastengruppe kennen. Mit so vielen Menschen hatte ich gar nicht gerechnet. Wir waren 19 Personen, die nun also eine Woche ohne feste Nahrung auskommen wollten. Unser Fastenleiter machte einen sympathischen und erfahrenen Eindruck, so dass ich der Woche entspannt entgegen sah.

Jetzt wird es ernst – alles beginnt mit dem “Glaubern”

Als letzte Mahlzeit gab es eine frische Gemüsesuppe, in der sogar noch Gemüsestückchen schwammen. Nachdem wir diese andächtig gelöffelt hatten, stand uns das “Glaubern” bevor. Zwei Esslöffel Glaubersalz wurden in einem Glas heißem Wasser aufgelöst und in einem Zug ausgetrunken. So schlimm, wie ich den Geschmack in Erinnerung hatte, schmeckte es gar nicht. Trotzdem biss ich beherzt in eine Scheibe Zitrone, um den Geschmack zu neutralisieren. Danach musste noch mindestens ein Liter Wasser zügig getrunken werden.

Glaubersalz sorgt für Bewegung in mehrfacher Hinsicht

Das Glaubersalz (Natriumsulfat) sorgt dafür, dass sich im Verdauungstrakt eine sehr hohe Salzkonzentration befindet. Der Körper ist nun bemüht, dieses Salz zu verdünnen und lässt Wasser aus den Zellen und den Zellzwischenräumen in den Darm einfließen (das nennt sich physikalisch Osmose). Außerdem setzt die Darmbewegung (Motilität) ein, um das Salz in Richtung Ausgang zu befördern.

Die ersten Mitfastenden verließen bereits nach wenigen Minuten eilig den Raum in Richtung Örtlichkeiten. Andere berichteten davon, dass der Stuhldrang erst nach einigen Stunden einsetzte. Ich lag im guten Mittelfeld. Nach zwei Stunden ging es los und ich musste einige Male zur Toilette. Hatte dann aber eine entspannte Nacht.

Der erste Fastentag

Das Programm war straff organisiert: Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee. Um 6.30 klingelte mein Wecker und ich startete mit einer kräftigen Bürstenmassage am offenen Fenster in den Tag. Danach Körperöl, duschen, Fastentee. Ich habe jeden Morgen außerdem ein Glas Zitronenwasser getrunken, um einen frischen Geschmack zu haben. Zusätzlich wird Zitronensäure basisch verstoffwechselt und die Entsäuerung ist ein wichtiger Aspekt des Fastens.

Um 8.00 trafen wir uns zum Frühsport an der frischen Luft. Eigentlich war Yoga vorgesehen, aber aufgrund der großen Gruppe, hätten wir in dem vorhandenen Yogaraum nicht alle Platz gefunden. So ging es bei frostigen Temperaturen auf die Wiese.

Für mich persönlich war der Frühsport eine Herausforderung, da ich gerne sanft in den Tag starte mit Atmen, sanften Bewegungen und Entspannung. Aber gut, ich wollte ja Routinen durchbrechen und neue Erfahrungen machen, also los zum Frühsport.

Nach 40 Minuten ausgiebiger Bewegung ging es dann um 9.00 Uhr schon los zur Wanderung. Wie praktisch, dass es ohnehin kein Frühstück gab. Und so bot sich auch keine Gelegenheit, darüber nachzudenken.

Waldbaden fördert die Achtsamkeit

Am ersten Fastentag war die Wanderung sehr moderat und ich fühlte mich erstaunlich gut. Die Wanderleiterin führte uns in den nahen Wald und wir kamen in den Genuss des Waldbadens. Mit allen Sinnen sollten wir den Wald erkunden. Riechen, schauen, fühlen – auf den Moment achten. Die Grundprinzipien der Achtsamkeit. Es war eine schöne Erfahrung, da ich sonst selten mit so viel Achtsamkeit durch den Wald gehe. Gleichzeitig bot sich  ausreichend Gelegenheit, mit den anderen Gruppenmitgliedern ins Gespräch zu kommen.

Gegen 12.00 waren wir zurück und es gab “Mittagessen” – ein großes Glas frisch gepressten Gemüse-Obstsaft. Äußerst schmackhaft mit vielen frischen Zutaten und nach der ganzen Achtsamkeit im Wald wurde auch der Saft achtsam gelöffelt und jeder Schluck genossen.

Ein Leberwickel unterstützt die Entgiftung

Nach dem Mittag hatten wir jeden Tag Gelegenheit, uns Ruhe nach dem Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee zu gönnen. Dazu gehörte auch eine Wärmflasche in ein feuchtes Handtuch gewickelt auf den rechten Oberbauch zu legen – in etwa dort, wo die Leber sitzt. Die feuchte Wärme führt dazu, dass die Leber besser durchblutet wird. Dadurch soll die Entgiftung angeregt werden und die ideale Zeit ist zwischen 13.00 und 15.00, wenn die Leber am aktivsten ist. Da der Körper mehr Ruhe braucht während der Fastenzeit, war der Leberwickel sehr angenehm und meistens habe ich dabei einen kurzen Mittagsschlaf gehalten.

Yoga und Pranayama kräftigen und entgiften

Um 16.00 war es dann an der Zeit für die Yogastunden. Da das Niveau innerhalb der Fastengruppe sehr unterschiedlich war, beschränkte sich Yoga auf einfache Übungen. Durch bestimmte Atemtechniken (Pranayama) wird die Entgiftung über die Lunge und den Atem unterstützt. Drehbewegungen beim Yoga knautschen und massieren die inneren Organe und unterstützen dadurch die Entgiftung. Übungen über Kopf, wie der herabschauende Hund, helfen sprichwörtlich dabei, eine neue Perspektive einzunehmen. 

Eine frische Fastensuppe mit allen Sinnen genießen

Schon sehr zeitig gegen 17.30 gab es täglich unsere Fastensuppe. Dabei handelt es sich um eine klare Gemüsebrühe, die immer frisch zubereitet wurde und aus vielen frischen Zutaten bestand, die stets wechselten. Natürlich war alles gut durchgesiebt, da wir auf jegliche feste Nahrung verzichteten. Mein Geschmackssinn wurde im Laufe der Fastenwoche mit Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee sensibler und es gelang mir immer besser, die einzelnen Zutaten herauszuschmecken.

Der erste Fastentag war schnell vergangen und es fiel mir erheblich leichter, als ich es mir vorgestellt hatte. Aufgrund der vielen neuen Eindrücke, dem straffen Programm und den vielen neuen Gesichtern kam ich gar nicht dazu, mir über das Essen Gedanken zu machen und erstaunlicherweise hatte ich überhaupt keinen Hunger. Allerdings hatte ich öfter den Impuls, etwas zu essen und mir wurde bewusst, wie häufig ich zu Hause zu kleinen Snacks greife. “Hallo Hüftrollen – woher kommt Ihr bloß, ich esse doch gar nicht so viel.”

Die erste Fastennacht – Leber und Lunge geben Vollgas

Bewegung, frische Luft und nichts zu essen – das macht müde. Und so bin ich früh ins Bett gegangen. Normalerweise gehöre ich zu den gesegneten Menschen, die in jeder Lebenslage gut schlafen können. Doch die erste Fastennacht hatte es in sich. Gegen 3.00 saß ich hellwach im Bett, schwitzte stark und stand bei Minusgraden atmend am offenen Fenster. Das Schwitzen hielt eine Weile an und ich musste einige Male das T-Shirt wechseln. Aber gut – ich nahm das als positives Zeichen. Wer schon mal zu viel Alkohol am Abend getrunken hat, kennt vielleicht ein ähnliches Phänomen: Plötzlich sitzt man zwischen drei und vier Uhr nachts hellwach im Bett. Verantwortlich dafür ist die Entgiftung der Leber, die um diese Zeit richtig Gas gibt. Laut Organuhr geben sich um 3.00 nachts Lunge (1.00 bis 3.00 Uhr) und Leber (3.00 bis 5.00) “die Klinke in die Hand”. Also stark schwitzend und atmend am Fenster, das passt. Und zum Entgiften war ich schließlich hier!

Fastentag zwei – hallo Fastenkrise

Am nächsten Morgen erwartete mich die nächste unangenehme Überraschung. Sämtliche Gelenke meines Körpers waren geschwollen und heiß. Aber auch das nahm ich als positives Zeichen der Entgiftung. Denn beim Heilfasten wird der Körper angeregt, Toxine und Ablagerungen auszuscheiden, einschließlich überschüssiger Harnsäure. Wird die abgelagerte Harnsäure aktiviert, kann sich das wie ein Gichtanfall äußern. Das ist aber gar nicht schlimm, sondern ganz im Gegenteil: das ist ein sicheres Zeichen, dass der Körper mit dem “Ausmisten” begonnen hat.

Wodurch entsteht eigentlich zu viel Harnsäure?

Es ist ganz normal,  dass wir eine gewisse Konzentration an Harnsäure im Blut haben. Denn durch unsere Nahrung nehmen wir ständig Harnsäure auf bzw. ist Harnsäure das Abbauprodukt der aufgenommenen Purine. Purine sind Grundbausteine jeder Zelle und es lässt sich nicht vermeiden, diese aufzunehmen, da sie in nahezu jedem Lebensmittel enthalten sind. Normalerweise hat der Körper kein Problem damit, die Harnsäure über die Nieren auszuscheiden. Es gibt jedoch Menschen mit einer angeborenen Schwäche bei der Ausscheidung von Harnsäure. Diese Menschen entwickeln häufig Gicht im Laufe ihres Lebens und erfahren erst dann von dieser Störung. In diesem Fall spricht man von primärer Ursache.

Daneben gibt es zahlreiche Medikamente, die die Ausscheidung  von Harnsäure negativ beeinflussen. Dazu gehören Medikamente gegen Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz – in diesem Fall spricht man von sekundärer Ursache.

In meinem Fall trifft allerdings beides nicht zu und ich muss wohl schlicht und ergreifend dem “Lifestyle” ins Auge sehen. In letzter Zeit gab es zu viel Fleisch und Fisch auf meinem Teller, tatsächlich viele Hülsenfrüchte und das ein oder andere Gläschen Alkohol dazu. Alles Faktoren, die einen hohen Harnsäurespiegel bewirken können und zu einer Ablagerung in Form von Harnsäure-Kristallen in den Gelenken führen kann. Umso besser, dass diese durch das Fasten nun abtransportiert wurden.

Was passiert noch alles während der Fastenkrise bei Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee?

Außer den geschwollenen Gelenken habe ich ganz deutlich gemerkt, dass mein Körper seine kurzfristig verfügbaren Energiereserven (Zucker, der in Muskeln und in der Leber gespeichert ist) aufgebraucht hatte und nur widerwillig zur Ketose umschalten wollte. Ketose bezeichnet die Fähigkeit des Körpers, Fett statt Kohlenhydrate als Energiequelle zu nutzen und meistens dauert es eine kurze Weile, bis der Körper damit gut zurechtkommt.

Also kurzum: Ich fühlte mich etwas schlapp, hatte leichtes Kopfdrücken und hätte mir jemand ein Schnitzel und ein Bier hingestellt – ich hätte nicht gezögert. Umso besser, dass ich mich für eine Fastenwoche an der Ostsee entschieden hatte. Weit weg von meinem Kühlschrank oder Essenseinladungen. Und die kleine Feriensiedlung war mindestens fünf Kilometer von jedem Fischbrötchen entfernt.

Die Tage drei bis fünf meiner Fastenwoche – es geht bergauf

Diese Tage sind relativ schnell zusammengefasst. Es ging mir jeden Tag besser. Deutlich besser. Die Gelenke waren bereits an Tag drei wieder komplett abgeschwollen und kühl. Eine kleine Morgensteifigkeit, die ich vor dem Fasten verspürt hatte, war komplett verschwunden. Ich fühlte mich insgesamt leicht, unbeschwert und hatte viel Energie. Auch der Blick wurde klarer. Meine Umgebung schien ein bisschen heller, schärfer und bunter zu sein, als ob jemand ein Foto nachbearbeitet hätte mit mehr Schärfe und Brillanz. 

Wichtiges Thema beim Fasten war das Abführen. Denn auch wenn man keine feste Nahrung zu sich nimmt, fällt einiges an Abfall an, der abtransportiert werden sollte. Dieser Abfall besteht hauptsächlich aus abgestoßener Magen- und Darmschleimhaut. Denn im Magen ist ein stark saures Milieu aufgrund der Magensäure und der Magen schützt sich vor der Selbstverdauung, indem er fortwährend neue Schleimhaut bildet – und die alte entsorgt. Und nicht zu vergessen das Mikrobiom: Unzählige Darmbakterien, die wachsen und gedeihen, sich vermehren, absterben. All das will regelmäßig entsorgt werden.

Von Einläufen und Sauerkrautsaft

Das Mittel der Wahl während des Fastens sind Einläufe, um alles, was sich im Enddarm ansammelt, zu lösen und herauszuspülen. Wenigstens jeden zweiten Tag sollte man diese Prozedur wiederholen. Da ich aus der Vergangenheit wusste, dass Sauerkrautsaft bei mir einen wirklich durchschlagenden Erfolg hat, habe ich mich dafür entschieden. Und es hat gut funktioniert. Während Einläufe mit dem Klistier lediglich den untersten Bereich des Darms erreichen und spülen, fühlte ich mich mit dem Sauerkrautsaft regelrecht durchgeputzt.

An Tag vier gab es spontan einen freien Platz für eine Colon-Hydrotherapie. Davon hatte ich schon einiges gehört und ich wäre nicht Dr. Jan Kunde, wenn ich es nicht ausprobieren würde, um Euch darüber zu berichten.

Die Colon-Hydrotherapie – ein ausleitendes Verfahren der Alternativmedizin

Die Colon-Hydrotherapie kann man als sehr tiefe Darmspülung bezeichnen. Dabei wird ein Kunststoffrohr in den After eingeführt, über das lauwarmes Wasser in den Darm eingeleitet und auch wieder ausgeleitet wird. Diese Prozedur wird in der Regel bei einem Heilpraktiker durchgeführt, der den Bauch während dieser Prozedur unterstützend massiert. Dabei werden Stuhlreste gelöst, die dann ausgespült werden.

In der Alternativmedizin wird die Colon-Hydro-Therapie damit beworben, dass “alter Stuhl” und sogenannte Schlacken abgeführt werden. Dies soll eine Vielzahl von Krankheiten von Migräne bis Akne verbessern oder sogar heilen und obendrein soll die Prozedur sehr angenehm sein.

Meine Erfahrung mit der Colon-Hydrotherapie

Beim Heilpraktiker angekommen, durfte ich mich meiner Kleidung entledigen und bekam ein Krankenhaus-Nachthemd, das hinten offen war. Das Einführen des Darmrohres ging ohne Probleme und ich hatte es mir unangenehmer vorgestellt. Dann wurde mein Darm mit lauwarmen Wasser gefüllt und mein Bauch leicht massiert. Danach wurde das Wasser abgelassen und dieser Vorgang noch zweimal wiederholt.

Ich fand diese Prozedur – entgegen aller Anpreisungen – alles andere als angenehm. Wer schon mal einen unglaublichen Stuhldrang verspürt und keine Toilette in der Nähe hatte, kann sich ungefähr ein Bild davon machen. Ich fand dieses Aufpumpen des Darms sogar schmerzhaft und mein Körper wehrte sich gegen diese Art der Therapie. Mir wurde übel und im Anschluss war mir kalt, ich habe leicht gezittert und war erschöpft. Auch ein Gefühl der Reinheit oder Befreiung hat sich bei mir nicht eingestellt, weshalb ich aus persönlicher Erfahrung keine Empfehlung für die Colon-Hydro-Therapie gebe.

Die Wissenschaft gibt keine Empfehlung für die Colon-Hydrotherapie

Auch als wissenschaftlicher Journalist kann ich keine Empfehlung für diese Behandlung aussprechen. Denn erstens gibt es aus schulmedizinischer Sicht keine Schlacken, die beseitigt werden könnten. Zweitens gibt es keine Belege aus seriösen Studien zu den Heilversprechen der Alternativmedizin. Drittens gibt es aber mögliche RIsiken, wie Blutungen und Verletzungen bis hin zu Rissen in der Darmwand, Infektion durch Bakterien oder Amöben bei schlechter Hygiene und gefährliche systemische Körperreaktionen wie Fieber und Kreislaufschocks. Natürlich werden jedes Jahr mehrere tausend Hydro-Colontherapien schadlos durchgeführt. Da den belegten Risiken aber kein belegter Nutzen gegenübersteht, kann man keine seriöse Empfehlung aussprechen.

Fastenbrechen – nach dem Fasten ist vor dem Essen

Wenn man das Fasten beendet und das erste Mal wieder feste Nahrung zu sich nimmt, spricht man vom Fastenbrechen. Dem wird eine große Bedeutung beigemessen. Man müsse ganz langsam und vorsichtig wieder anfangen zu essen, da die Verdauungssäfte nicht mehr fließen und erst langsam ihre Arbeit wieder aufnehmen könnten. Isst man direkt nach dem Fasten zu viel, könnte das mit Übelkeit, Erbrechen oder gar Ohnmacht enden, so steht es in vielen Fastenratgebern.

Ich kann diese Auffassung nicht ganz teilen. Möglicherweise ist dies der Fall,wenn man über einen sehr langen Zeitraum gefastet hat. Aber nach nur fünf Tagen ohne feste Nahrung? Und dann versuche ich mir Menschen in der Steinzeit vorzustellen: Wenn diese eine Hungerperiode hatten und dann bei der Jagd endlich wieder ein Mammut erlegt hatten –  haben diese Menschen dann zu sich gesagt, sie müssten sich erstmal ganz langsam wieder ans Essen gewöhnen? Und haben diese Menschen dann ganz vorsichtig mit kleinen Häppchen wieder begonnen? Und währenddessen verdarb das Mammutfleisch oder wurde von Hyänen gefressen.

So erging es mir beim Fastenbrechen 

Dank des abwechslungsreichen Programms, der schönen Landschaft an der Ostsee und der ausgesprochen netten Fastengruppe vergingen die fünf Fastentage wie im Flug. Einerseits freute ich mich darauf, wieder etwas zu essen, andererseits war mein Körper jetzt so daran gewöhnt, dass ich schon mit ein paar Verlängerungstagen liebäugelte. Aber die Vorfreude aufs Essen hat schließlich gewonnen und es stand das Fastenbrechen an Tag sechs an.

Zur Auswahl standen ein Bratapfel oder eine Backkartoffel mit wenig leichter Quarksoße. Da ich Fructose nicht gut vertrage, habe ich mich für die Backkartoffel entschieden. Meine Mitfastenden und ich kauten andächtig auf Bratapfel oder Kartoffel herum und schauten uns erwartungsvoll an – aber interessant: Bei niemandem wollte sich diese große Geschmacksexplosion einstellen, von der alle immer sprechen. Allerdings war es bemerkenswert, dass man nach drei Bissen erst einmal satt war. Das war schon mal ein guter Effekt.

Fischbrötchen, Leinsamen und Buttermilch als “Aufbaukost”

Nach dem Fastenbrechen war die Zeit für die Abreise gekommen. Als ich am Hafen vorbeifuhr und mein Blick auf die Schiffkutter fiel, las ich die Werbetafel “Frische Fischbrötchen”. Wie ferngesteuert fuhr ich dem Schild nach und bestellte kurz darauf: “Ein frisches Brötchen mit Bismarckhering und viel Zwiebeln”. Und was soll ich sagen? Da war sie! Die Geschmacksexplosion! Dieses knusprige, frische Brötchen, der Geschmack von Hering und Zwiebeln – das war definitiv das beste Fischbrötchen meines Lebens! UND es fühlte sich großartig an.

Bei der Weiterfahrt horchte ich dennoch vorsichtig in meinen Körper, ob mir nun übel würde oder ich womöglich das Bewusstsein verliere. Aber nichts dergleichen passierte und ich kam wohlbehalten zu Hause an.

Am Tag des Fastenbrechens gab es außer dem Fischbrötchen noch eine kleine Portion Pellkartoffeln mit etwas Quark und eine Handvoll Salat. Außerdem hatte ich zwei Esslöffel geschrotete Leinsamen in Buttermilch gerührt, zwei Stunden quellen lassen und dann getrunken. Scheinbar waren Fischbrötchen, Leinsamen und Buttermilch für meinen Körper eine super Kombination, um alles wieder in Schwung zu bringen. Denn sogar mit der Verdauung funktionierte es direkt am folgenden Tag wieder, ohne nachzuhelfen.

Die Tage nach dem Fasten – Salat, Salat und Zwiebeln

Ein sehr positiver Effekt in den folgenden Tagen und Wochen war mein großer Appetit auf alles, was frisch war. Gemüse, Salat und ganz besonders Zwiebeln. Zwiebeln enthalten zahlreiche Vitamine und schwefelhaltige Verbindungen, die das Immunsystem unterstützen. Daneben enthalten sie die beiden sekundären Pflanzenstoffe Quercetin und Allizin, wahre Anti-Aging-Bomben. Denn diese Stoffe unterstützen die Neubildung von Mitochondrien, die als Kraftwerke der Zelle bekannt sind. 

Und wer weiß – vielleicht hat das Fasten tatsächlich zu einer Zellerneuerung geführt. Denn eins ist sicher: Für das Fasten gibt es wirklich viele wissenschaftliche Studien, die die verjüngenden und Anti-Aging-Effekte belegen. 

Nimmt man durch Fasten dauerhaft ab?

Was vermutlich die meisten brennend interessiert: Hat Dr. Kunde denn auch abgenommen? Ja – ich habe auch abgenommen. Nach zwei Aufbautagen habe ich mich das erste Mal wieder auf die Waage gestellt und durfte feststellen, dass ich 4,8 Kilogramm abgenommen hatte. Sicher waren nach zwei Tagen die Zuckerspeicher in den Muskeln (Glykogen) noch nicht wieder voll aufgefüllt. Außerdem bindet jedes Gramm Glykogen mindestens 3 Gramm Wasser, so dass ich mich zwar freute, aber noch verhalten optimistisch blieb. Und ich hatte Recht. Einen Monat nach dem Fasten hatte sich das Gewicht stabil eingependelt und der Gewichtsverlust lag immerhin bei 2,8 Kilogramm.

Mein Fazit

Ich fühlte mich nicht mehr wohl in meinem Körper. Der Zuckerstoffwechsel schien mir entgleist, das Hungergefühl war ständig vorhanden und so richtig auf die Füße kam ich auch nicht mehr nach einer Lungenentzündung. So fasste ich den Entschluss, eine “Reset-Taste” zu drücken durch eine Fastenkur. Und ich muss sagen, dass die Erwartungen bei weitem übertroffen wurden und das mit nachhaltigem Erfolg. Ich fühle mich auch Wochen nach der Fastenkur mit Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee viel gesünder und fitter, mein Zuckerstoffwechsel scheint sich normalisiert zu haben, das Hungergefühl ist auf ein normales Maß zurückgegangen und fast drei Kilo leichter bin ich auch. Ich bin mir sicher, dass das nicht die letzte Fastenkur meines Lebens war, sondern ganz im Gegenteil der Auftakt für eine mindestens jährliche Routine!

Fasten, Wandern, Yoga an der Ostsee