Gicht ist eine Stoffwechselstörung, es bleibt zu viel Harnsäure im Körper zurück, die zu folgenreichen Entzündungsreaktionen führen kann. Nicht umsonst wird Gicht auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet, denn häufig verhelfen ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel zum Ausbruch dieser Erkrankung. Doch was ist Gicht und was hilft dagegen?

Was ist Gicht bzw. Hyperurikämie?

Liegt eine Hyperurikämie vor, so ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht; der Grenzwert liegt über 6,7 mg/dl bei Frauen und 7,4 mg/dl bei Männern. Ein erhöhter Harnsäurewert muss nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen, kann aber bei einer dauerhaften Erhöhung zu Gicht führen.

Von Gicht wird gesprochen, wenn der Purinstoffwechsel gestört ist und Harnsäure sich in verschiedenen Organen und Geweben abgelagert hat. Diese Ablagerungen verursachen akute oder auch chronische Probleme. Sehr häufig ist das Großzehengrundgelenk betroffen und reagiert mit einer sehr schmerzempfindlichen Schwellung. Das Vorkommen der Gicht nimmt insgesamt und mit höherem Alter zu (Arromdee E et al. J Rheumatol 2002; 29(11):2403-2406). Männer sind wesentlich stärker von Gicht betroffen als Frauen; bei Frauen nimmt die Häufigkeit nach den Wechseljahren zu.

Was sind Purine und wie entsteht Gicht?

Purine sind lebenswichtig Bausteine der Nukleinsäuren. Sie sind nicht essentiell, das heißt, dass der menschliche Körper sie selbst bilden kann. Nimmt der Mensch Purine mit der Nahrung auf, so werden diese vom Körper in Harnsäure umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden: aus 1 mg Purine können durch den menschlichen Stoffwechsel 2,4 mg Harnsäure entstehen.

Steigt der Harnsäurespiegel im Blut an, kann dies unterschiedliche Ursachen haben. Zum einen kann aufgrund einer vorliegenden Erkrankung oder durch eine Therapie der Abbau der Harnsäure gestört sein. Zum anderen kann durch den Verzehr von purinreicher Kost die obere Grenze für Löslichkeit der Harnsäure erreicht worden sein. In beiden Fällen bedeutet dies, dass Harnsäure auskristallisiert, es entstehen die sogenannten Uratkristalle, welche sich in Gelenken und Geweben ablagern. Diese Ablagerungen werden vom menschlichen Körper als Fremdstoffe betrachtet und mit Hilfe der weißen Blutkörperchen angegriffen. Die Folge daraus ist eine Entzündungsreaktion, die zu Schwellungen und starken Schmerzen führt.

Wie sieht die Therapie bei einem akuten Gichtanfall aus?

 

Ein akuter Gichtanfall ist durch eine rasch einsetzende und sehr schmerzhafte Schwellung gekennzeichnet und tritt meist nur an einem Gelenk auf. Besonders wichtig ist jetzt ein sofortiger Therapiebeginn.

 

Es gibt verschiedene Therapieansätze bei einem akuten Gichtanfall, z. B. mit NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika), welche kein Kortison enthalten und eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben. In neuesten Studien zeigten NSAR jedoch hohe Nebenwirkungsraten, weshalb sie heute nur noch eingeschränkt angewendet werden. Weitere mögliche Therapieansätze bestehen im Einsatz des Colchicin, ein Alkaloid der Pflanzengruppe „Herbstzeitlose“ (lateinisch: Colchicum autumnale), oder es wird Prednisolon verabreicht, ein Wirkstoff, welcher zur Gruppe der Glukokortikoide gehört und auch unter dem Namen „Kortison“ zusammengefasst wird. Sowohl Colchicin als auch Prednisolon unterdrücken eine Entzündungsreaktion des Körpers.

Bevor die Langzeitbehandlung beginnen kann, muss sichergestellt werden, dass die akute Entzündung vollständig abgeklungen ist.

Behandlung und Senkung der Harnsäure im Blut

 

Ein einzelner Gichtanfall zieht meist keine bleibenden Schäden nach sich – vorausgesetzt, er wird schnell und konsequent durch einen Arzt behandelt. Ist dies nicht der Fall, kann mit einem Gichtanfall eine Grundlage für ein oft lebenslanges und chronisches „Gicht“-Problem geschaffen worden sein, nämlich eine allmähliche Zerstörung von Gelenkknorpel, Sehnen und Knochen, die mit einer Deformierung von Gelenken und Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit eingehergehen. Ganz zu schweigen von den großen Schmerzen dadurch.

 

Neben einer meist medikamentösen Therapie, kann eine purinarme Ernährung sehr erfolgreich eingesetzt werden, um der Gicht entgegenzuwirken. Hier die wichtigsten Punkte, die dabei beachtet werden sollten:

  • Reduzieren Sie Alkohol, oder noch besser verzichten Sie ganz darauf. Denn: Er hemmt die Ausscheidung von Harnsäure und trägt zu erhöhten Harnsäurewerten bei. Wichtig zu wissen: Bier wirkt hier doppelt, denn es enthält zum einen viel Purine und treibt durch den Alkohol den Harnsäurespiegel nach oben.
  • Trinken Sie täglich mindestens 2 Liter Wasser oder Tee (ungesüßt!), für eine ausreichende Spülung der Nieren.
  • Setzen Sie Ihre purinarme Ernährung fort, selbst wenn die Harnsäurewerte wieder im grünen Bereich sind.
  • Vermeiden Sie purinreiche Lebensmittel und achten Sie darauf, dass die tägliche Obergrenze von 400 mg Harnsäure nicht überschritten wird. Nehmen Sie dafür den Purinrechner zu Hilfe (Purin-Rechner der Deutschen Gicht-Liga e.V.).

Kann Anti Aging helfen?

Eine ausgewogene Lebensweise, ganz nach dem Prinzip des Anti Aging, kann dabei helfen, den Harnsäurewert dauerhaft niedrig zu halten.

  • Bewegen Sie sich mäßig aber ausreichend, am besten an der frischen Luft und so, dass Ihre Gelenke, die eventuell schon von Gicht betroffen sind, geschont bleiben
  • Vermeiden Sie lange Phasen ohne Trinken und Essen. Sorgen Sie für regelmäßiges Trinken und mäßige Nahrungsaufnahme
  • Reduzieren Sie allmählich überflüssige Pfunde; auch deshalb, um Ihre Gelenke zu schonen.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung und was Sie zu sich nehmen.

Interessante Quelle zur weiteren Information über Gicht:

Deutsche Gicht-Liga e.V.

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.