Denken Sie bei dem Thema Inkontinenz auch sofort an ältere Menschen? Dann geht es Ihnen wie dem Großteil der Bevölkerung. Doch Blasenschwäche trifft nicht nur Ältere, sie tritt auch bei jüngeren Menschen auf. Frauen sind aufgrund der weiblichen Anatomie etwa viermal so häufig betroffen wie Männer. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Formen der Inkontinenz, deren Ursachen und was Sie dagegen tun können.

Zahlen, Daten, Fakten

Aktuelle Studien haben ergeben, dass etwa 9 Millionen Deutsche, das sind mehr als 10 % der Bevölkerung, zumindest vorübergehend an Inkontinenz erkranken. Da viele Betroffene aus Scham schweigen, liegt die Dunkelziffer vermutlich um ein Vielfaches höher.

Etwa 10 % aller Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sind von Inkontinenz betroffen. Mit dem Alter steigt auch die Zahl der Betroffenen, so leiden unter den 40 bis 50-jährigen Frauen bereits etwa 25 % an einer Blasenschwäche. Im Alter von 60 bis 80 Jahren sind es bereits 40 % aller Frauen in Deutschland, die an einer Form der Inkontinenz leiden. Weltweit geht man von etwa 200 Millionen Personen mit Symptomen der Inkontinenz aus.

Die Blase und deren Funktion

Die Blase in ein hohles und stark dehnbares Organ, sie dient dazu den Urin, welcher unablässig aus den Nieren kommt aufzusammeln. Ist die Blase mit etwa 80 ml gefüllt, gibt sie einen Reiz an das Gehirn weiter und wir spüren einen leichten Harndrang. Mit der Menge des Urins in der Blase steigt auch der Harndrang.

Die Blase wird am Übergang zur Harnröhre von zwei Muskelringen umgeben, die dafür sorgen, dass kein Harn austreten kann. Ist dieser Verschlussmechanismus in seiner Funktion eingeschränkt, kommt es zu unwillkürlichem Harnverlust.

Die vier Formen der Inkontinenz

Inkontinenz wird in vier verschiedenen Formen unterschieden, die je nach Auslöser und Alter der Betroffenen unterschiedlich häufig auftreten.

Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Die Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der Inkontinenz bei Frauen. Dabei kommt es durch eine plötzliche Druckbelastung im Bauchraum zu unwillkürlichem Harnabgang. Dies wird meist durch Lachen, Husten, Niesen oder dem Heben von schweren Dingen ausgelöst. Bei der Belastungsinkontinenz schließen die Muskelringe am Übergang von der Harnblase zur Harnröhre nicht mehr vollständig. Bei abrupten Bewegungen öffnen sie sich leicht und Urin tritt aus.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz zeichnet sich durch einen plötzlichen und schwallartigen Harnabgang aus, der durch die Sendung von falschen Signalen der Blase an das Gehirn ausgelöst wird.

Da die Nervenzellen bereits bei einem geringen Füllstand der Blase, das Signal für die Entleerung an das Gehirn senden, kann es manchmal auch mehrmals innerhalb kurzer Zeit zu einer unwillkürlichen Blasenentleerung kommen.

Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blasenentleerung gestört. Die Betroffenen haben ständig eine volle Harnblase, können diese jedoch aufgrund eines Hindernisses im Abfluss nicht vollständig entleeren. Die Ursache dafür ist meist eine Harnröhrenverengung, Harnblasensteine oder Tumore, welche die Harnröhre blockieren.

Durch den ständigen Druck wird der Muskel der Harnblase pausenlos gedehnt und ermüdet so im Laufe der Zeit. In späterer Folge schließt der Harnröhrenmuskel nicht mehr und es tropft ständig Urin aus der Harnröhre.

Die Reflexinkontinenz

Bei dieser Art der Inkontinenz spüren die Betroffenen den Harndrang aufgrund neurologischer Störungen nicht mehr und können den Harnabgang daher auch nicht mehr willentlich steuern. Der Urin wird als Reflex vom Körper abgegeben. Die Reflexinkontinenz tritt vor allem nach Rückenmarkschädigungen oder bei Erkrankungen des Gehirns, etwa nach Schlaganfällen oder bei Parkinson auf.

Aufgrund dessen, dass die Patienten den Harnabgang nicht mehr kontrollieren und selbständig auslösen können, wir die Blase oftmals nicht vollständig entleert, was wiederum zu einem Rückstau und in Folge dessen zu Entzündungen im Körper führen kann.

Ursachen für eine Inkontinenz

Unfreiwilliger Harnverlust kann viele Ursachen haben, die häufigste ist jedoch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, welche vor allem aufgrund der Anatomie bei Frauen auftritt. Der Beckenboden besteht hauptsächlich aus einem Geflecht von Muskeln und sorgt dafür, dass die inneren Organe an ihrem Platz bleiben. Ist diese Muskulatur geschwächt, rutscht die Blase nach unten. Bei Frauen strapazieren zudem Schwangerschaften und Geburten die Muskulatur.

Doch auch Operationen oder Unfälle können eine Inkontinenz zur Folge haben. Übergewicht, chronischer Husten, Nervenerkrankungen und Hormonschwankungen während der Menopause stellen weitere Auslöser für eine Blasenschwäche dar.

Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz

Inkontinenz ist keine Krankheit, sie ist lediglich eine Folgeerscheinung anderer Erkrankungen und kann in ihrer Schwere gelindert und in vielen Fällen sogar vollständig geheilt werden. Aufgrund von Scham und Unwissenheit verschweigen viele Betroffene ihre Symptome und meiden den Gang zum Arzt.

Da eine Blasenschwäche in den meisten Fällen auf eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur zurückzuführen ist, können gezielte Beckenbodenübungen zu einer Verbesserung der Symptome führen.

Spezielle Inkontinenzhilfsmittel können den Umgang mit den Symptomen erleichtern und den Betroffenen ein aktives Leben ohne Einschränkungen ermöglichen.

 

Früherkennung und Beratung steigern die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung. Stellen Sie eine Veränderung in Ihrem Harnverhalten fest, sprechen Sie am besten sofort mit Ihrem Arzt, er wird Sie über die für Sie geeigneten Behandlungsschritte informieren.

Lesen Sie auch unseren Artikel Blasenschwäche bei Männern.

 

Der Autor: Dominik Baumgärtner ist ein Journalist und arbeitet mit Hilfsmittelprofi und Medi-Paket: Pflege und Apothekenservice. Aktuell beschäftigt er mit dem Thema „Gesundheit“ und alles was in diesem Bereich passiert. Er interessiert sich für die neusten Forschungen und schreibt seine Beiträge in zugänglicher Form für breites Publikum.