Pflanzen enthalten ätherische Öle – und damit eine wahre „Wunderwaffe“ im Kampf gegen ganz unterschiedliche Beschwerden. Die so genannte Aromatherapie bedient sich dieser Öle, die über die Haut oder Schleimhäute vom Körper aufgenommen werden.
Der französische Chemiker René-Maurice Gattefossé machte 1928 unfreiwillig eine interessante Entdeckung: Bei einer Explosion in seinem Labor verbrannte er sich Hände und Kopfhaut. Weil er auf die Schnelle nichts anderes zur Verfügung hatte, versorgte er seine Verletzungen mit Lavendelöl. Das Resultat verblüffte: Die Wunden heilten schnell und ohne Narben zu hinterlassen. Das Interesse des Wissenschaftlers war geweckt: Er experimentierte fortan mit Pflanzenölen, auch Aromaöle genannt, und entwickelte aus ihnen beispielsweise eine antiseptische Salbe. Die Aromatherapie war geboren.
Duftlampe, Massage oder Bad: Ätherische Öle wirken vielfältig
Wenige Tropfen reichen aus
Im Gegensatz zu der „klassischen“ Phytotherapie wird bei der Aromatherapie ausschließlich auf die Wirkung der ätherischen Öle gesetzt. Diese sind fettlöslich und haben einen intensiven Duft. Die Substanzen der Phytotherapie, wie Blätter oder Wurzeln, sind meist wasserlöslich und haben – wenn überhaupt – nur einen sehr schwachen Duft. Ätherische Öle dagegen sind hochkonzentrierte Pflanzenessenzen, die mittels Wasserdampfdestillation, Schalenpressung oder Extraktion gewonnen werden. Es ist sehr viel Pflanzenmaterial nötig, um Öl in größeren Mengen herzustellen: Etwa 30 Damaszenerrosen werden für 1 Tropfen ätherisches Rosenöl benötigt. Jedes Öl wiederum enthält eine Vielzahl an Wirkstoffen. Ätherische Öle sind also hochkonzentrierte Wirkstoffcocktails. Um eine Wirkung zu erzielen, reichen bereits wenige Tropfen aus.
Etwa 80 verschiedene Aromaöle werden genutzt
Etwa 80 verschiedene Öle werden für die Aromatherapie verwendet. Jedes Pflanzenöl wirkt bestimmten Beschwerden entgegen: So helfen Bergamotte, Ingwer und Kamille beispielsweise bei Appetitlosigkeit. Bei Zahnschmerzen sollten man zu Ölen aus Knoblauch, Salbei oder Wacholder greifen: 5 Tropfen auf ein Stück Zucker geben und dann langsam im Mund zergehen lassen. Bei Kopfschmerzen oder Migräne wirkt Lavendelöl schmerzlindernd: Hilfreich ist beispielsweise eine Lavendelöl-Duftlampe in der Wohnung.
Bei depressiven Verstimmungen helfen Bergamotteöl oder Kamillenöl – ein paar Tropfen in ein warmes Bad geben, schon steigt die Laune. Einige ätherische Öle besitzen sogar antibiotische Eigenschaften und können deshalb bei leichten Infekten genutzt werden: Bei einer Erkältungskrankheit hat sich das tägliche Einmassieren der Brustregion mit einem Balsam, der Eukalyptusöl enthält, bewährt. Bei Warzen sollte man Zitronenöl direkt auf die betroffene Hautregion auftragen. Ein warmes Bad mit einigen Tropfen Minze hilft gegen Muskelverspannungen. Eine Massage mit Ölen aus Ackerminze, Eukalyptus, Fichte oder Kiefer bei Gelenkschmerzen.
Wirkung wissenschaftlich belegt
Die Wirksamkeit der Aromatherapie konnte wissenschaftlich bereits mehrfach belegt werden: Eine Studie aus dem Jahr 2013 der Universität von Daejon in Korea untersuchte 56 Herzinfarkt-Patienten in einem Krankenhaus, die unter Angst, Bluthochdruck und Schlafstörungen litten. Die Hälfte der Patientengruppe erhielt – neben der üblichen Behandlung – eine Aromatherapie kombiniert aus Lavendel, Kamille und Orangenblüten. Das Ergebnis: In der Aromatherapie-Gruppe besserten sich die Schlafstörungen, gegenüber der Kontrollgruppe, um durchschnittlich 30%, die Angstzustände besserten sich um über 50%. Der Bluthochdruck sank durchschnittlich von 130 mm Hg auf 120 mm Hg. Der untere Wert von 80 mm Hg auf 70 mm Hg. Aromatherapie kann also auch begleitend bei schwerwiegenden Krankheiten eingesetzt werden.
Dass eine Aromatherapie auch Schmerzen entgegen wirkt, zeigte 2013 eine Studie der Universität von Tokat in der Türkei an 80 Nierenkolik-Patienten. Insgesamt 40 der Patienten erhielten eine herkömmliche Behandlung, 40 weitere zusätzlich eine Aromatherapie mit Rosenöl. Die Patienten der Rosenöl-Gruppe hatten bereits nach wenigen Tagen 30% weniger Schmerzen als die ausschließlich herkömmlich Behandelten.
Vor Aromatherapie zunächst Allergierisiko testen
Die Duftöle sind allerdings nicht für jeden geeignet: Bei Epileptikern können sie einen epileptischen Anfall auslösen. Betroffene sollten auf eine Aromatherapie verzichten. Um eine allergische Reaktion auszuschließen, sollte man vor Beginn einer Aromatherapie das Duftöl testen – und beispielsweise 1-2 Tropfen auf eine Hautpartie auftragen (Ellenbeuge). Zeigt sich darauf hin ein Ausschlag, ist es besser von einer Behandlung abzusehen.
Beim Kauf auf Qualität der Öle achten
Beim Kauf von ätherischen Ölen empfiehlt es sich, auf Qualität zu achten – und beispielsweise zu prüfen, ob die ätherischen Öle aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, also frei von Pflanzenschutzmitteln sind. Auf der Verpackung sollte die Angabe “100 Prozent reines ätherisches Öl” zu finden sein. Weiteres Qualitätsmerkmal: Ätherische Öle müssen sorgsam aufbewahrt werden: Durch den Einfluss von Sauerstoff, Licht und Wärme werden Oxidationsprozesse ausgelöst, die Qualität des Öls verringert sich. Gute Qualität lässt sich also auch daran erkennen, dass das Öl dunkel und in einem luftundurchlässigen Behältnis Flasche verpackt ist.
Und bei guter Qualität steht einer gesundheitlichen Wirkung und Anti-Aging-Effekt nichts im Wege: Statt “gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen” heißt es dann „gegen jede Krankheit ist ein Öl gewachsen“.