Die Alterspyramide dreht sich um
Steigende Lebenserwartung – Die Alterspyramide bekommt immer mehr Oberbau: Jeder zweite der heute 40-Jährigen kann damit rechnen, hundert Jahre alt zu werden. Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock fanden heraus, dass der Anstieg der Lebenserwartung bis in die Gegenwart ausgesprochen linear ist. Damit ist derzeit nicht abzusehen, wo die natürliche Altersgrenze angesiedelt sein wird. Das Ende der Entwicklung ist jedenfalls keineswegs erreicht. Wenn der aktuelle Trend anhält, wird die durchschnittliche Lebenserwartung in 60 Jahren um die 100 Jahre betragen.
Die Lebenserwartung ist enorm gestiegen
In Japan sind die Frauen von diesem Wert schon heute gar nicht mehr so weit entfernt, denn ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei fast 85 Jahren. Spitzenreiterinnen sind Frauen in Frankreich mit 81,8 Jahren Lebenserwartung, dicht gefolgt von ihren spanischen Geschlechtsgenossinnen, die es im Durchschnitt auf 81,5 Jahre Lebenszeit bringen.
Deutsche Frauen müssen sich mit 79,7 Jahren begnügen. Solche und weitere Erkenntnisse sind einer neuen Studie des Europarats in Straßburg zu entnehmen. Dutzende von Tabellen und Schaubildern lassen kaum eine Frage offen, was das durchschnittliche und in Zahlen messbare Leben und Sterben auf dem gesamten Kontinent betrifft. Eines geht daraus deutlich hervor: Frauen in Europa haben eindeutig länger etwas vom Leben.
Trostlos sieht es für Männer trotzdem nicht aus. Denn für beide Geschlechter gilt eine steigende Lebenserwartung im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts. Musste sich ein Europäer um 1900 mit einer Lebenserwartung von 45 Jahren abfinden, so sind es heute stolze 73 Lenze – im Durchschnitt. Dieser Anstieg ist in erster Linie auf den starken Rückgang der Kindersterblichkeit, aber auch die medizinischen Fortschritte in der Bekämpfung ansteckender Krankheiten zurückzuführen, heißt es in der Studie. Bis in die sechziger Jahre ließ sich so die Lebenserwartungsquote stetig steigern – bis kaum noch statistisch messbare Verbesserungen möglich waren.
Neue Fronten taten sich auf: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs rangieren nach den statistischen Angaben nun auf den ersten Plätzen der häufigsten Todesursachen in Europa. Der Kampf gegen sie scheint mühsamer zu sein, denn die Zunahme der Lebenserwartung verlangsamte sich in den vergangenen Jahrzehnten.
Junggesellen leben kürzer
Der Einfluss von Wohnort oder Geschlecht auf die Lebenserwartung lasse immer mehr nach, so ein Fazit der Untersuchung. Stattdessen spielten Bildung und Familienstand eine immer größere Rolle. Ein auch für die Autoren der Studie verblüffendes Ergebnis: Verheiratete haben eine höhere Lebenserwartung. Von 1000 verheirateten Männern starben 1992 zwischen ihrem 45. und 54. Lebensjahr in Belgien etwa 4,3. Mehr als doppelt so viele waren es bei den gleichaltrigen Junggesellen.
Besonders lohnte sich die Heirat mit Blick auf ein längeres Leben für Männer in den neuen Bundesländern. Dort starben 1990 in der genannten Altersgruppe drei Mal weniger Ehemänner als Unverheiratete. Auch die Kindersterblichkeit hat der Europarat unter die statistische Lupe genommen.
Und auch hier spielt der Trauschein der Eltern offenbar eine Rolle, denn die Prozentzahl der Sterbefälle bei unehelich geborenen Säuglingen ist höher. Zahlen aus Österreich, Belgien, Frankreich, Kroatien und Ungarn weisen darauf hin, dass auch die Schulabschlüsse der Mütter in Relation zur Kindersterblichkeit stehen: Je niedriger das Bildungsniveau der Mutter, desto höher der Prozentsatz der Todesfälle bei Kleinkindern.
Quelle: Katharina Klöcker