Metformin gegen das Altern? Das Alter ist ein Spießrutenlauf um chronische Krankheiten, der fast niemand entkommt. Schon 1959 sagt die Hollywood-Diva Mae West „Das Alter ist nichts für Feiglinge“. Wie schön wäre es, wenn es eine Anti-Aging-Pille gäbe, die all dies verhindern könnte! Möglicherweise ist so ein Wirkstoff schon lange verfügbar – in einer Studie wird untersucht, ob das altbekannte Diabetes-Medikament Metformin vor den Krankheiten des Alters schützen kann.
Mit dem Alter nimmt die Zahl der chronischen Erkrankungen deutlich zu
Das Risiko an einer der häufigsten Todesursachen – Krebs und Herzkreislauf-Erkrankungen – zu erkranken, steigt im Alter rapide an. Aber auch Diabetes-Typ 2 und neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer und Parkinson stellen in einer alternden Gesellschaft ein großes Problem dar. Deshalb nehmen ältere Menschen oft einen ganzen Cocktail an Medikamenten zu sich, um die Symptome dieser Krankheiten zu lindern und ein Fortschreiten zu verlangsamen. Doch wieviel hilfreicher wäre es, wenn man es verhindern könnte, überhaupt daran zu erkranken?
Wissenschaftler sind seit Jahren neuen Wirkstoffen auf der Spur, die uns vor den zunehmenden Gebrechen im Alter schützen können. Umso erstaunlicher war es, dass ein alter Bekannter die Aufmerksamkeit der Forscher erregte – Metformin, das bereits 1958 als Diabetes-Medikament zugelassen wurde.
Metformin zeigt verjüngende Eigenschaften
Metformin gegen das Altern? Die genaue Wirkung des Metformins im Körper gibt immer noch viele Rätsel auf. Klar ist aber, dass es die Wirkung des körpereigenen Insulins verstärkt, die Synthese von Zucker in der Leber bremst und damit einen positiven Einfluss auf eine Insulinresistenz und Diabetes hat.
Metformin beeinflusst außerdem unzählige biochemische Prozesse in unserem Körper, die längst nicht alle erforscht sind. Wissenschaftlern fiel allerdings auf, dass es die Produktion lebensverlängernder Signalstoffe in den Zellen erhöht und umgekehrt, die Menge an schädlichen Faktoren senkt. Die beiden Moleküle mTOR und AMPK reduzieren die Zuckerspeicherung in den Zellen und täuschen so einen Effekt vor, der dem Fasten ähnelt. Dass Fastenperioden – sei es unfreiwillig zu Kriegszeiten oder freiwillig, wie beim (Intervall-) Fasten zu mehr Gesundheit und einer längeren Lebenserwartung führen, ist mittlerweile die am besten belegte Anti-Aging Methode.
Studien haben gezeigt, dass sich Metformin bei übergewichtigen Patienten positiv auf die Gesundheit und die Lebenszeit auswirkt, indem es die Rate an Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkte. Überraschend war eine Studie, bei der Typ-2 Diabetiker sogar länger lebten als eine gleichaltrige Gruppe von Nichtdiabetikern. Zudem konnten positive Effekte auf die Gedächtnisleistung und Depressionen beobachtet werden.
Die TAME-Studie ist die erste Anti-Aging Studie
Aufgrund der zahlreichen positiven Studienergebnisse und des bekannten Risikoprofils gab die amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) 2016 ihr Einverständnis für eine klinische Studie, in der Metformin auf seine Eignung untersucht wird, das Entstehen oder das Voranschreiten von altersbedingten Erkrankungen zu verhindern. Die sogenannte TAME-Studie (Targeting Aging with Metfromin) beobachtet 3000 Patienten im Alter von 65 bis 79 Jahren, die unter einer bis drei der Erkrankungen Übergewicht mit Bluthochdruck oder eingeschränkter Beweglichkeit, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Alle Patienten erhalten zweimal täglich 850mg Metformin und werden durchschnittlich 45 Monate regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand untersucht.
Sollte der Ausgang der Studie positiv sein, könnte sich ein echter Wechsel bei der Behandlung altersbedingter Krankheiten vollziehen: weg von der Behandlung der Symptome hin zu einer ganzheitlichen und lebensverlängernden Vermeidung dieser Krankheiten.