Darmkrebs ist ein Einzelschicksal. FALSCH!
RICHTIG IST:
Darmkrebs und Vorsorge: Darmkrebs ist in Deutschland – nach Lungenkrebs und Brustkrebs – die zweithäufigste Todesursache durch Krebs. Bei Frauen liegt Darmkrebs aktuell an dritter Stelle nach Brustkrebs und Lungenkrebs. Bei den Männern steht Darmkrebs an zweiter Stelle, nach Lungenkrebs und vor Prostatakrebs. Etwa jede 8. Krebserkrankung von Frauen und Männern in Deutschland betrifft den Darm. 170 Menschen erkranken täglich in Deutschland an Darmkrebs. 71 Menschen sterben pro Tag an dieser Krebserkrankung. (1)
2. An Darmkrebs erkranken nur alte Menschen. FALSCH!
Das Risiko für Darmkrebs steigt ab dem Alter von 50 Jahren deutlich an. Der Krebs kann aber auch schon in jüngeren Jahren auftreten, wenn es z. B. Darmkrebs in der Familie gibt. Bereits bei einem Fall erhöht sich das Darmkrebsrisiko aller nahen Verwandten um das Doppelte bis Dreifache. Sind drei oder mehrere Familienmitglieder erkrankt und sind in der Familie zusätzlich noch andere Krebserkrankungen aufgetreten (Magen-, Eierstock-, Gebärmutter oder Harnleiterkrebs), liegt möglicherweise eine erbliche Form von Darmkrebs vor (Lynch-Syndrom/ HNPCC). Nahe Verwandte haben dann ein hohes Risiko, schon im jungen Erwachsenenalter an Darmkrebs zu erkranken.
3. Männer erkranken seltener an Darmkrebs. FALSCH!
RICHTIG IST:
Männer erkranken etwa doppelt so häufig und im Durchschnitt fünf Jahre eher an Darmkrebs als Frauen. Grund genug, die Vorsorgeempfehlungen der Experten ernst zu nehmen und spätestens im Alter von 50 Jahren mit der Darmkrebsvorsorge zu beginnen.
4. Ich fühle mich gesund, ich brauche keine Vorsorgeuntersuchung. FALSCH!
RICHTIG IST:
Mit dem Thema Darmkrebs und Vorsorge ist nicht zu spaßen. Darmkrebs macht lange Zeit keine Beschwerden. Man kann sich gesund fühlen und dennoch Darmkrebs haben. Vorsorge heißt, sich ohne Symptome einer Untersuchung zu unterziehen. Denn sind erst Symptome vorhanden, ist es oft für eine Heilung zu spät. Liegt kein bekannter Risikofaktor vor, wird für Männer und Frau ab dem 56. Lebensjahr eine Vorsorge-Darmspiegelung empfohlen. Alternativ kann ab einem Alter von 50 jährlich, bzw. ab 55 alle zwei Jahre ein Stuhlbluttest durchgeführt werden, der okkultes Blut im Darm und damit Anzeichen für Darmkrebs erkennt.
Liegen ein oder mehrere Risikofaktoren vor, sollte früher mit der Vorsorge begonnen werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.
5. Eine Darmspiegelung ist zeitaufwändig und schmerzhaft. FALSCH!
RICHTIG IST:
Die Darmspiegelung wird heute nahezu ausschließlich ambulant durchgeführt. Der Patient liegt während der circa 20 Minuten dauernden Untersuchung zugedeckt auf einer Liege. Auf Wunsch erhält er eine Beruhigungs- oder Kurzschlafspritze. Die Kurzschlafspritze ist keine Narkose, der Patient fällt lediglich in einen kurzen und leichten Schlaf. So spürt er während der gesamten Untersuchung keinerlei Schmerzen. Durchgeführt wird die Untersuchung von einem Facharzt (Gastroenterologen/Magen-Darm Arzt). Wurde eine Kurzschlafspritze verabreicht, ist man den restlichen Tag nicht verkehrstüchtig. Ansonsten kann man nach der Untersuchung den üblichen Tagesablauf wieder aufnehmen. Moderne Reinigungspräparate machen auch die Vorbereitung simpel und angenehm.
6. Eine Darmspiegelung ist gefährlich. FALSCH!
RICHTIG IST:
Die Darmspiegelung wird von gut ausgebildeten Experten (Gastroenterologen/Magen-Darm Arzt) durchgeführt und ist sehr risikoarm. Die Komplikationen liegen im Promillebereich. Rund 370.000 Menschen im Alter über 55 Jahre nehmen jährlich in Deutschland eine Vorsorge-Koloskopie in Anspruch. Bei durchschnittlich 369.000 von ihnen verläuft die Untersuchung ohne jegliche Komplikationen.
Die Zahl auftretender Komplikationen liegt im Promillebereich (2,3 Fälle pro 1000 Untersuchungen). Mehrheitlich handelt es sich um Blutungen nach der Entfernung von Polypen oder um eine Beeinträchtigung des Kreislaufs durch die Kurzschlafspritze. Das Risiko für beide Komplikationen nimmt bei Patienten im höheren Alter zu. Bei alten Menschen mit Begleiterkrankungen raten Experten deshalb, die Vorsorgedarmspiegelung durch einen Stuhltest zu ersetzen.
7. Für die Vorbereitung muss ich viele Liter einer schlecht schmeckenden Flüssigkeit trinken. FALSCH!
RICHTIG IST:
Im Gegensatz zu früher müssen heute zur Vorbereitung des Darms nur noch zwei Liter der Spülflüssigkeit getrunken werden. Angereichert mit Zitronen- oder Orangengeschmack hat diese sich inzwischen auch geschmacklich verbessert. Eine gute Reinigung des Darms ist Voraussetzung für ein sicheres Untersuchungsergebnis.
8. Eine Vorsorgedarmspiegelung muss man jedes Jahr wiederholen. FALSCH!
RICHTIG IST:
Wenn die Vorsorgedarmspiegelung keinen Befund ergab, muss sie erst nach 10 Jahren wiederholt werden. Wurden Krebsvorstufen (Polypen) erkannt, sollte die Darmspiegelung nach 3 bis 5 Jahren wiederholt werden. Ein kürzerer Zeitabstand gilt auch für Menschen mit familiär erhöhtem und erblichem Darmkrebsrisiko, da Tumore und Polypen bei ihnen schneller wachsen.
9. Darmkrebs lässt sich nicht verhindern oder heilen, die Erkrankung ist immer tödlich. FALSCH!
RICHTIG IST:
Bei früher Erkennung liegen die Heilungschancen von Darmkrebs bei über 90 Prozent. Sich über das thema “Darmkrebs und Vorsorge” zu informieren ist daher sehr wichtig. Darüber hinaus bietet die Vorsorgedarmspiegelung die große Chance, dass gutartige Vorstufen erkannt und entfernt werden können und das Entstehen von Darmkrebs damit verhindert wird.
10. Die Darmkrebsvorsorge bringt nichts. FALSCH!
RICHTIG IST:
Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat errechnet, dass durch die Vorsorgekoloskopie von 2002 bis 2010 98.734 Menschen im Alter von 55 bis 84 Jahren die Erkrankung an Darmkrebs erspart geblieben ist. Bei 47.168 Menschen wurde ein vorhandener Krebs in einem so frühen Stadium entdeckt, dass er in den meisten Fällen geheilt werden konnte.
Hochgerechnet bis heute:
Mehr als 200.000 Neuerkrankungen sowie rund 90.000 Todesfälle konnten durch die Vorsorgedarmspiegelung in Deutschland verhindert werden. Die Themen “Darmkrebs und Vorsorge” sollten somit nicht vernachlässigt werden.
Quellen:
(3) Steinke-Lange, V., Schröck, E. & Holinski-Feder, E. Erblicher Darmkrebs. InFo Hämatol Onkol 24, 18–21 (2021). https://doi.org/10.1007/s15004-021-8662-2
(4) https://www.aerzteblatt.de/archiv/93862/Maenner-haben-hoeheres-Darmkrebsrisiko