Die Augendiagnose (auch: Irisdiagnose oder Iridologie) liefert sehr nützliche Hinweise für denjenigen, der sich mit dieser Materie intensiv beschäftigt hat. Aus verschiedenen Gründen wird sie von der Schulmedizin nahezu komplett abgelehnt. In einer Medizinform, die ihre Diagnosen fast ausschließlich maschinell erhebt, scheint für die Augendiagnose kein Platz zu sein. Darüber hinaus verlieren sich die Augendiagnostiker in Theorien, die sie lediglich aus Beobachtungen zusammenstellen. Einige wissenschaftlich gesicherte Beweise, z. B. für die Organlokalisationen in der Iris, stehen noch aus. Wenn die Augendiagnose auch nicht zu 100% erforscht ist, hat sie doch als empirische (erfahrungsgestützte) Wissenschaft durchaus eine Existenzberechtigung, denn nicht nur was gemessen und gewogen werden kann, besitzt das alleinige Wahrheitsrecht. Dazu ist das Leben und das Sein einfach zu komplex.
Was ist Augendiagnose?
Die Augendiagnose der Naturheilkunde versucht konstitutionelle Merkmale und aktuelle Krankheitszeichen eines Menschen über die Betrachtung seiner Iris (Regenbogenhaut) zu erfassen. Sie basiert auf einer Mischung aus überwiegend empirischen (auf Erfahrung beruhenden) Erkenntnissen sowie einigen wissenschaftlich anerkannten Fakten. Die Hauptanwender dieser Außenseitermedizin sind Heilpraktiker und biologische Ärzte.
Wie entstand die Augendiagnose?
1881 veröffentlichte der ungarische Arzt Dr. Ignaz von Péczely (1822-1911) seine Erkenntnisse, dass bestimmte Iriszeichen mit Organerkrankungen in Zusammenhang stünden und dass aus der Lokalisation eines solchen Zeichens in der Iris, auf Grund vergleichender Untersuchungen, auf zugehörige erkrankte Organe geschlossen werden könne. Péczely gilt somit als Begründer bzw. Wiederentdecker der modernen Irisdiagnose. 1893 erschien das Buch des schwedischen Pastors Liljequist, mit dem Titel “Om Oegendiagnosen”, in dem er u.a. Korrekturen zu den Arbeiten von Péczely hinsichtlich einiger Organlokalisationen vornimmt. Darüber hinaus ist er der Erste, der auf Irisverfärbungen hinweist. Ein weiterer wichtiger Pionier der Augendiagnose war Pastor Felke (1856-1926), auch “Lehmpastor” genannt. Gegen ihn wurde 1909 der in der Insiderszene allbekannt gewordene “Felkeprozeß” angestrengt. Felke war wegen seiner diagnostischen und therapeutischen Erfolge der Kurpfuscherei angeklagt worden.
Das Gericht zwang ihn, zwanzig Fälle unter den Augen eines Ärztegremiums zu untersuchen; dabei bestand er die “Prüfung” so gut, dass die Justiz ihn freisprach. Eine seiner bekannten Schülerinnen war Madaus. Sie entwickelte ein System von homöopathischen Komplexmitteln, die in Bezug zu bestimmten Iriszeichen stehen. 1917 gründete Roman Schnabel in München ein Ambulatorium für angewandte ophtalmologische Physiologie (Augenheilkunde) und diagnostische Hilfswissenschaften. Damit gilt er als einer der bekanntesten Vertreter der wissenschaftlichen Augendiagnose und erhielt internationale Anerkennung. Später wurden Schnabels Ideen von J. Angerer weiter entwickelt. In den letzten Jahren hat sich J. Broy u.a. mit seinem Werk “Repertorium der Irisdiagnose” über die Vereinheitlichung der augendiagnostischen Ansätze sehr verdient gemacht.
Wie funktioniert die Augendiagnose?
Da die Iris hinter der Cornea (Hornhaut) und vor der vorderen Augenkammer liegt, bietet sich für den erfahrenen Diagnostiker die Möglichkeit, etwas über die Hintergründe eines Menschen aufgrund der Beschaffenheit seiner Irisstruktur zu erfahren. Iriszeichen wie Verfärbungen, Auflockerungen, Einlagerungen etc. können entweder angeboren (genetisch festgelegt) oder erworben sein. Kennt man die Bedeutung dieser Zeichen, lässt sich die Ursache oder der Verlauf einer Krankheit besser einschätzen, weil man eher verstehen kann warum eine Krankheit oder ein Leiden eingetreten ist, aber nicht unbedingt um welche Krankheit (im schulmedizinischen Sinne) es sich beim Patienten dabei handelt.
Dazu benötigt man immer zusätzliche Diagnosen bzw. eine Anamnese, die systematische Befragung zum Gesundheitszustand eines Patienten. Augendiagnose ist eigentlich keine echte Diagnose, sondern eher eine Hilfsdiagnose. Sie allein kann serologische, röntgenologische und andere Erhebungen nicht ersetzen. Aber nirgendwo sonst kann körperinneres Gewebe beim Lebenden derart betrachtet werden wie im Auge. Haut oder Schleimhäute sind für unsere Blicke in aller Regel undurchdringlich.
Was bedeutet die Konstitutionslehre?
Das Gewebe der Iris stellt eine Art Projektionsfläche des Körpers dar. Wie jeder leicht erkennen kann gibt es blaue, braune, grüne oder gemischtfarbene Augen. Diese Farben sind aufgrund von genetischen Faktoren des Einzelnen entstanden und bieten Einsicht in verschiedene Organfunktionen im naturheilkundlich ganzheitlichen Sinne. Natürlich sind nicht nur die Farben von Bedeutung, auch die Beschaffenheit des Irisgewebes (fest / locker / zerrissen) kann etwas aussagen. Über die Konstitution (Veranlagung) erfährt man in welcher Art und Weise ein Reiz das Individuum belastet oder welche Hintergründe für eine aktuelle Symptomatik mit verantwortlich sind. Man unterscheidet anhand der Augen grundsätzlich verschiedene Konstitutionstypen. Prinzipiell können alle Konstitutionen sämtliche Krankheiten erzeugen, jedoch gibt es bei der Entstehung unterschiedliche Hintergründe.