100 Jahre alt werden: “Alle wollen lange leben, aber keiner will alt werden.” Benjamin Franklin brachte vor gut 200 Jahren einen uralten Menschheitstraum auf den Punkt. Seit Jahrtausenden versuchen kluge Köpfe, die Natur zu überlisten und das unausweichliche Ende des Lebens hinauszuzögern. Ob Gilgamesch in Sumer oder die Taoisten in China, ob Alchemisten in früheren Jahrhunderten oder die Mediziner und Genforscher heutzutage: In allen Kulturen und zu allen Zeiten suchten die Menschen nach einem Jungbrunnen, einem Zaubertrank, der die Uhr des Lebens anhält oder zumindest ihren Lauf verzögert.
Dieses Wundermittel gibt es bis heute nicht, doch inzwischen ist durch zahlreiche Untersuchungen belegt: Wir selbst können sehr viel tun, um gesund und jung zu bleiben – und dabei auch noch alt zu werden. Während manche Zeitgenossen schon in den “besten Jahren” von Beschwerden geplagt werden, scheinen andere die Kunst zu beherrschen, “ewig jung” zu bleiben.
Jeder kennt Beispiele aus seinem Umfeld: Der 50-jährige Kollege, der wie 35 wirkt oder die vitale Greisin, die noch nie im Krankenbett lag… Haben diese Menschen besondere Gene, verfügen sie über ein Wundermittel oder haben sie nur Glück gehabt?
Zahllose Forscher versuchten und versuchen das Geheimnis zu lüften: “Was macht uns alt und krank, was hält uns jung und fit?” Bei fundierten Studien kristallisierte sich heraus: Vererbung spielt eine untergeordnete Rolle, die Lebensführung ist entscheidend.
Denn bedroht ist unser Leben im Wohlstand vor allem durch Zivilisationsleiden. An erster Stelle: Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und diese Gefahr lässt sich durch unser Zutun wesentlich mindern: Durch ausgewogene Ernährung etwa, mit viel Obst und Gemüse, wenig Fett und Zucker, mäßig Eiweiß und vielen Kohlenhydraten. Als Jungbrunnen wirken außerdem: regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Stressabbau und stabile soziale Beziehungen.
Sport baut psychische Belastung ab, lässt den Ärger im Büro vergessen und hält den Kreislauf in Schwung. Partner und gute Freunde fangen Psycho-Stress auf, helfen das innere Gleichgewicht zu halten. Wer dagegen raucht, viel Alkohol trinkt und/oder Übergewicht hat, treibt seine biologische Uhr zum Schnelldurchlauf an. Er muss damit rechnen, dass sein Räderwerk vorzeitig stillsteht.
Von wegen starkes Geschlecht
Vor 100 Jahren wurden die Männer im Durchschnitt nur 45 Jahre alt, Frauen brachten es im Mittel auf 48 Jahre. Nach jüngsten Erhebungen werden Männer derzeit in der BRD im Schnitt schon rund 73 Jahre, die Lebenserwartung der Frauen beträgt knapp 80 Jahre. Diese Zahlen zeigen zweierlei: Die Chance auf ein langes Leben ist insgesamt erheblich gestiegen. Aber der Unterschied in der Lebenserwartung von Frauen und Männern hat sich in den vergangenen 100 Jahren mehr als verdoppelt.
Todesursache Nummer eins in Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Sie waren 2014 für weitaus mehr als Hälfte aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich (Statistisches Bundesamt). Innerhalb der Herz-Kreislauf-Erkrankungen rangiert der Herzinfarkt auf Platz 3 mit fast 50.000 Todesfällen. Circa 40 Prozent aller Verstorbenen erlagen einem bösartigen Krebsleiden. Auffallend ist, dass gerade tödlich endende Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern früher als bei Frauen und bevorzugt gegen Ende des Berufslebens auftreten. Bei Tumorerkrankungen steht bei den Männern der Lungenkrebs mit ca. 24 Prozent an erster Stelle. Mit weitem Abstand folgt der Prostatakrebs, der 2014 elf Prozent aller tödlichen Krebserkrankungen bei Männern ausmachte.
Ein Risiko kommt selten allein
Vorbeugen ist besser als sterben. Die Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass wir durch verantwortungsvolle Lebensführung am besten eine koronare Herzkrankheit vermeiden können. Lediglich zu 30 Prozent wird unsere Lebenserwartung nämlich durch Veranlagung und Vererbung beeinflusst.
Die Ausrede “das liegt bei uns in der Familie” zählt also nicht mehr. Und da Herz-Kreislauf-Erkrankungen in unserer Zivilisation die häufigste Todesursache sind, lohnt es sich, hier genauer hinzusehen und Vorsorge zu treffen.
Denn die Verbindung von Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten und zu hohem Blutzucker – kurz das Metabolische Syndrom – ist eine Zeitbombe, die in den westlichen Industrieländern jeder dritte bis vierte Wohlstandsbürger mit sich herumträgt. Doch jeder kann sie selbst entschärfen, meist ohne Medikamente. Fangen Sie noch heute damit an.
Tipps und Tricks
Sie wollen also 100 Jahre alt werden? Kein Problem, greifen Sie hinein in die Wundertüte des Gesundheitsmarktes. Es gibt alles, was gesund und glücklich macht, was jung und fit hält: Vitamine gegen Falten, Viagra für die Potenz, Reductil gegen den Fettbauch.
Coenzym Q 10 macht leistungsstark und belastbar, die Mikroalge Spirulina platensis wirkt als Biokraftwerk der Natur, wenn Sie zehn Tabletten täglich schlucken. Sie mögen Pillen nicht?
Dann ist DHEA das Richtige für Sie: “die Mutter aller Hormone” soll das Wohlbefinden verbessern und die Lust am Sex steigern. Na ja, bei Frauen sprießt manchmal der Bart und bei einigen Männern vergrößert sich die Prostata, auch die Wirksamkeit dieses “hormonellen Jungbrunnen” ist noch nicht bewiesen. Aber ein Restrisiko bleibt immer. Und was sollen wir uns von akademischen Miesmachern den Glauben an Wunder verderben lassen. 100 Jahre alt werden ist möglich, es kommt allerdings auf den viele Faktoren an ob es wirklich funktioniert.