Diese mit der Akupressur verwandte Technik fördert Wohlbefinden und dient zur Vorbeugung gegen Krankheiten. Blockaden sollen aufgespürt und mit den Techniken des Shiatsu gelöst werden. Das oft rhythmische, auf die Atmung des Nehmenden abgestimmte Arbeiten des Shiatsu-Therapeuten, bewirkt ein hohes Maß an Entspannung.

Anwendung

Grundsätzlich kann man keine bestimmte Altersstufe nennen, ab welcher das Shiatsu bewusst und aktiv erprobt werden kann, es ist nur wesentlich, dass der Empfangende mental und innerlich dazu bereit sein sollte, sich auf die Berührungen und die achtsame Unterstützung des Gebenden einzulassen. 

Die positiven Aspekte und Anwendungsmöglichkeiten des Shiatsu sind wie folgt:

– Vorbeugung oder Abwehr von Krankheiten.

– Aktivierung von Selbstheilungs- und Regenerationskräften.

– Beruhigung oder Belebung des Organismus durch die Arbeit am zentralen Nervensystem.

– Förderung von Wachstums- und Reifungsprozessen.

– Abbau von Störungen des Bewegungsapparates.

– Positiver Einfluss auf Befindlichkeits- und psychosomatische Störungen.

– Allgemeine Methode zur Entspannung und zur besseren Selbstwahrnehmung.

Geschichtlicher Überblick

Das Shiatsu gilt im Gegensatz zu anderen fernöstlichen Heil- und Behandlungsmethoden als eine relativ junge ”Kunst”. Shiatsu entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Japan und schaffte erst allmählich auch den Sprung nach Europa. Das Shiatsu entstand aus dem Anma einer japanischen Massagetechnik, die im wesentlichen der Tuina-Massage aus der traditionellen chinesischen Medizin ähnelt. Anma war einstmals sehr bekannt und wegen ihrer Erfolge im gesundheitlichen Bereich auch sehr beliebt. Im Laufe der Zeit verlor sie immer mehr an Bedeutung, bis sie schließlich nur noch zur körperlichen Entspannung diente.

Durch die Aufarbeitung der alten Traditionen des Anma und die Einbeziehung von Kenntnissen aus der westlichen Physiologie und Anatomie schuf man das Shiatsu, was wörtlich soviel wie “Fingerdruck” heißt, womit im Prinzip auch gleich die wichtigste und effektivste Behandlungsmethode des Shiatsu benannt ist: Der Druck mit den Fingern auf die empfindlichen und empfänglichen Energiepunkte des Körpers. Auf diese Weise soll der Fluss des Qi innerhalb der Basis von Yin und Yang wieder zum Fließen gebracht werden. Durch Tokujiro Namikoshi festigte sich die neue Behandlungsmethode in der Medizin Japans und hat seitdem ständig an Bedeutung gewonnen. Es entwickelten sich in der Folge mehrere verschiedene Stile, die jeweils auf unterschiedliche Aufgabenbereiche eingehen, im Grunde aber auf derselben Theorie und denselben Grundlagen basieren. Shiatsu hat heute seinen festen Platz sowohl im japanischen Medizinsystem als auch in alternativen Kreisen der europäischen Heilslehre gefunden. Es ist imstande, sich als effektive, berührende und ”zärtliche” Methode zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten bei dafür offenen Menschen zu behaupten. 

Theorie und Technik

Wie auch andere fernöstliche Heil- und Gesundheitspraktiken soll das Shiatsu die Selbstheilungskräfte des Körpers entfalten sowie auf die Behandlung und Bekämpfung bereits bestehender, vor allem chronischer Krankheiten positiv wirken. Das ungehinderte Fließen der Lebensenergie Qi wird dabei als entscheidender und wichtiger Faktor angesehen. Blockaden, die den freien Fluss des Qi verhindern, sollen mit Hilfe des Shiatsu beseitigt werden.

Im Shiatsu spricht man von Energiekanälen, den so genannten Meridianen, die auch in der Akupunktur verwendet werden. In diesen Meridianen fließt das Qi in vorgegebenen Bahnen durch den Körper. An einigen Stellen, die besonders nah an der Körperoberfläche liegen, können sie durch verschiedene Techniken (im Speziellen durch die Kunst der Akupunktur), auf günstige Weise beeinflusst werden. Nur wenn das ungehinderte Fließen der Energie Qi in den Meridiananbahnen gegeben ist, spricht man von einer inneren Harmonie und Ausgeglichenheit, ansonsten von einem sogenannten Disharmoniemuster als Disbalance der sich gegenseitig beeinflussenden Energiesysteme.

Die Shiatsu-Sitzungen finden auf einer Futonmatte auf dem Boden statt. Der Shiatsu-Therapeut arbeitet mit seinem Körper und Körpergewicht, das er auf die Bedürfnisse des Nehmenden einstellt. Diesen Bedürfnissen entsprechend übt er Druck aus. Die “Körperarbeit”, die der Shiatsu-Therapeut einsetzt, geht vom einfachen Fingerdruck (meist mit den Daumen), über Handballendruck bis zum Einsatz von Ellbogen, Knien und Füßen.

Das Shiatsu führt durch teils sanfte Berührungen und Belebungen sowie teils starken Druck und tiefe Körperarbeit zu innerer Ausgeglichenheit. Bei der intensiven Zusammenarbeit befindet sich der eine in der Rolle des Gebenden, der andere in der Rolle des Nehmenden. Das Geben erfolgt mithilfe der Techniken des Shiatsu durch leichte Berührungen an den empfindlichen Stellen des anderen, der bewusst und offen empfängt. In gewisser Weise wird der Empfangende sogar zum Führenden, indem er auf die Berührungen des Partners (des Gebenden) in bewusster und intuitiver Weise reagiert und so den Prozess entsprechend mitbestimmt. Eine Shiatsu-Sitzung wird von beiden Seiten mitgestaltet und geprägt, wobei die Wachheit und Offenheit beider Partner dabei von entscheidender Bedeutung ist. Wichtig sind vor allem die individuell abgestimmte Art, wie die Berührung erfolgt, ein ehrlicher und aufrichtiger Umgang und eine positive Grundeinstellung zueinander. Nur so wird das Shiatsu zu einer echten Begegnung des Vertrauens und der Unterstützung, auf der körperlichen und der emotional-geistigen Ebene.