Eine jährliche Untersuchung beim Urologen sollte für alle Männer ab dem 45. Lebensjahr zum festen Vorsorgeprogramm gehören – ganz im Sinne des Anti-Agings, nämlich gesund zu altern. Jedoch wird seit Jahren über Sinn und Nutzen des Prostatakrebs-Screenings (PSA-Test) gestritten. Die Untersuchung kann Leben retten, aber auch zu Überdiagnosen und Übertherapie führen. Eine Aktualisierung der deutschen Leitlinie im Oktober 2015 trägt dem nun Rechnung.
Nutzen und Überdiagnosen
Mit mehr als 65.000 Diagnosen pro Jahr ist Prostatakrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung des Mannes. Dennoch überleben 93% aller Patienten die ersten fünf Jahre. Denn rechtzeitig entdeckt, lässt sich Prostatakrebs oft heilen. Andere Prostatatumore wachsen so langsam, dass sie zeitlebens kein Problem darstellen. Doch auch bei diesen schlägt der PSA-Test Alarm und kann zu nutzlosen Übertherapien führen.
PSA-Test nicht mehr jährliche Routine
Deshalb empfiehlt die aktualisierte Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) eine differenziertere Früherkennung. Männer über 45 Jahre und einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren sollen über eine PSA-basierte Früherkennung informiert werden – bisher lag das Alter bei 40 Jahren (dies gilt weiterhin bei familiärem Risiko). Eine digital-rektale Untersuchung (die rektale Abtastuntersuchung mittels Finger) ist künftig nicht mehr Standard, sondern eine Empfehlung – denn in Bezug auf die Prostatakrebs-Diagnose ist diese Untersuchung nicht sehr aussagekräftig. Allerdings werden durch die rektale Untersuchung auch Karzinome des Rektums – also des Enddarms – frühzeitig entdeckt und auch hier gilt: je früher erkannt, desto größer die Heilungsrate.
Für weitere Früherkennungsuntersuchungen richtet sich der zeitliche Abstand nach dem aktuellen PSA-Wert: Liegt dieser unterhalb von 1 ng/mL genügt eine Wiederholung nach 4 Jahren, liegt er zwischen 1 und 2 ng/mL nach zwei Jahren, oberhalb von 2 ng/mL nach einem Jahr. Für Männer über 70 und einem PSA-Wert kleiner als 1ng/ml wird keine weitere PSA-Wert Bestimmung zur Früherkennung empfohlen.