Schon immer hatte ich die Nähe zu Hunden gesucht, sei es als Gassigängerin für Nachbars Hunde zu Schulzeiten bzw. als Urlaubsaufpasserin für den Hund von Freunden. Als Studentin bin ich dann zum ersten Mal ins örtliche Tierheim gegangen; ich wollte „nur mal schauen, ob ich dort denn überhaupt den passenden Hundepartner finde“. Nach Hause kam ich dann in Begleitung mit einem 6 Jahre alten schwarzen Labrador-Mischling, der wohl eher mich ausgesucht hatte. Mein Hund Joker ging mit mir fast täglich in die Vorlesungen zur Universität. Ich war mir sicher, dass Joker kein dummer, sondern sehr schlauer Hund war. Leider blieb er nur vier Jahre bei mir, ich musste ihn krankheitsbedingt einschläfern lassen. Dieser Verlust war enorm.

Der Trend zum Zweithund

Als mein Mann und ich Jahre später aus beruflichen Gründen nach Berlin gezogen waren und uns eingerichtet hatten, trieb mich erneut die Sehnsucht nach einem haarigen Begleiter ins städtische Tierheim. Diesmal wurde es eine haarige Begleiterin namens Charlotte, eine 3 1/2-jährige Collie-Mischung. Tierschützer hatten sie aus schlechten Verhältnissen geholt, und das merkten wir. Sie hatte Angst, vor allem und jedem. Unsere Zuwendung und alle Tricks und Kniffe halfen nicht viel; auch nach 3 Monaten wurde sie nicht wesentlich zutraulicher, vor allem Männer machten ihr Angst, schon allein durch die tiefere Stimme. Die damalige Leiterin des Tierheims empfahl uns, einen zweiten Hund dazu zu nehmen. Am Anfang waren wir skeptisch, ließen uns aber überzeugen. Und so kam Lucky in unser „Rudel“. Lucky war ein Jahr jünger als Charlotte und ein Sunny Boy wie er im Buche stand. Er ging auf jeden völlig unbeschwert und freundlich zu, er wusste genau wie er sich als echter Charmebolzen auf vier Pfoten in seiner Umgebung einschmeicheln musste. Mit Lucky hatten wir unser Ziel erreicht, denn durch ihn schaffte es Charlotte, Vertrauen zu Menschen fassen und einen großen Teil ihrer Angst abzulegen. Es war toll, diese stetige Veränderung mit erleben zu können. Wir hatten ein tolles Gespann mit den beiden und konnten uns bei allen Freunden und in Restaurants gut blicken lassen. Für uns stand fest, dass wir immer wieder Hunde aus dem Tierheim holen würden.

Charlotte und Lucky – zwei echte Methusalämmchen

Und das ist nun schon über 15 Jahre her. In diesen Jahren haben uns Charlotte und Lucky begleitet und sind ein Teil der Familie geworden. Sie haben es geschafft, uns regelmäßig an die frische Luft zu befördern und halfen uns, den inneren Schweinhund auch bei schlechtem Wetter zu überwinden. Nie zuvor hatten wir so wenig Erkältungen wie in der Zeit mit ihnen. Sowohl alle Schleich- und Waldwege als auch die Hunde der gesamten Nachbarschaft, und natürlich die Herrchen und Frauchen der Nachbarshunde, haben wir kennengelernt. Unser Auto war für beide zur fahrenden Hundehütte geworden. Hier fühlten sie sich wohl wenn wir die beiden mal nicht mitnehmen konnten.

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Charlotte Lucky

Auch als Seelentröster haben Charlotte und Lucky einen guten Job gemacht, denn so manche Frustration oder schlechte Stimmung haben sie durch ihre Anwesenheit und ihre ureigene sanfte Art ausgeglichen – einfach, weil sie so sind wie sie sind.

Ab wann ist ein Hund eigentlich alt?

Die Frage nach dem Alter und den Veränderungen, die Alter zwangsläufig mit sich bringt, ist uns erst so richtig bewusstgeworden als wir noch vor über einem Jahr wegen Lucky in die Tierarztpraxis mussten und unser langjährige Tierärztin zur Begrüßung ausrief „Mein Gott, die leben ja immer noch!“. Ich glaube, ich war zu schockiert, um entsprechend reagieren zu können. Ich sagte wohl so etwas wie „Ääh, ja, was denken Sie denn…?!“. Schließlich war es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Charlotte und Lucky bei uns waren – und zwar gesund und munter!

Das hatten wir bis dahin nie in Frage gestellt. Bei näherer Betrachtung fanden wir jedoch immer mehr Anzeichen dafür, dass unsere Hunde alt wurden bzw. waren; sie veränderten sich, ganz besonders fiel uns das bei Charlotte auf. Irgendwann sagte ich „Ich glaube, sie sind jetzt alt.“. Ihr Alterungsprozess ging ganz allmählich von statten, ohne große, plötzliche Veränderungen; denn letztendlich hatten beide keinerlei größere Krankheiten gehabt, die sie körperlich eingeschränkt hätten.

Die Veränderungen der Alterung kommen allmählich

Deshalb war es uns gar nicht so aufgefallen, dass zum Beispiel das Joggen mit uns nicht mehr so gut klappte. Wir selbst sind waren nicht mehr joggen gegangen, weil uns das regelmäßige Training fehlte, der Job zeitlich anspruchsvoller war und wir etwas gemütlicher wurden. Es war weniger Lucky, aber besonders Charlotte, die uns immer mehr deutlich machte, dass ihr eine langsamere Art der Fortbewegung doch mehr liegt, statt dieser unnötigen und viel zu schnellen Sprints. Denn auf diese Weise hatte sie wesentlich mehr Muße „ihre Zeitung zu lesen“. Und genau das war uns als nächstes aufgefallen: sie schnüffelte intensiver als vorher. Jeder Grashalm wurde von oben nach unten, von unten nach oben gelesen. So intensiv hatte sie das die Jahre vorher nicht getan.

Beide Hunde ergrauten deutlich an der Schnauze, sie schliefen häufiger und nach unserem Empfinden auch tiefer. Auch wollten sie nicht mehr herumtollen wie früher oder einem geworfenen Ball wie irre hinterherhechten. Alles wurde ruhiger. Sie suchten sich ihre Plätze, auf die sie sich ganz in Ruhe zurückziehen konnten.

Auch ihre Aufmerksamkeit ließ deutlich nach. Obwohl wir jahrelang über einfache Signale mit beiden prima kommunizieren konnten, mussten wir sie nun häufig an die Leine nehmen damit sie nicht einfach woanders oder sogar plötzlich über die Straße liefen. Jetzt war mehr unsere Aufmerksamkeit gefragt bei unseren Hunden, die wir nun liebevoll Methusalämmchen nannten.

Auch der aktive „Austausch von Neuigkeiten“ mit Artgenossen wurde deutlich weniger. Andere Hunde mussten schon wirklich interessant sein, dass sie sich bemühten, mal näher zu kommen und „nachzuriechen“.

Charlotte und Lucky wurden ganz allgemein ruhiger und langsamer in ihrer Art, ebenso in ihren Bewegungen und Reaktionen. Ihre Augen trübten sich etwas, sie hörten auch nicht mehr so gut. Wir scherzten noch darüber, dass sie wohl jetzt auch eine Brille brauchten – so wie wir selbst mittlerweile. Die Kauknochen, die auch gleichzeitig zur Zahnreinigung taugen, halfen nun nicht mehr. Ähnlich wie auch beim Menschen wurden ihre Zähne im Alter spröde, der Zahnstein und Schnauzengeruch nahmen zu. Dies ließ sich selbst durch die professionelle Zahnreinigung beim Tierarzt nicht mehr aufhalten. 

Das Alter bringt Ausgeglichenheit und Ruhe mit sich

Irgendwann begann eine Zeit, in der ich mich dabei ertappte, dass ich immer mal wieder mit Bedauern sagte „…sie kann leider dieses oder jenes nicht mehr…“. Als ich näher darüber nachdachte, fand ich, dass es doch eher angebracht sei, dieses Bedauern in eine Dankbarkeit zu ändern, nämlich dafür, dass wir mit ihr so viele schöne Jahre hatten.

Charlotte wurde 18 Jahre alt, ein wirklich stolzes Alter für einen Hund. Lucky ist noch bei uns, geht aber ebenfalls schon stramm auf die 18 Jahre zu. Wenn wir nach dem Spaziergang zu Hause ankommen, denkt er zwar häufig, er sei noch 5 Jahre alt und hüpft vor Freude regelrecht Richtung „Hundeschublade“. Dies ist aber nur ein kurzes Erinnern, denn nach dem Leckerchen legt er sich umgehend auf sein Hundesofa, um das wohlverdiente Nickerchen zu halten.

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Lucky auf dem Hundesofa

Lucky beim wohlverdienten Nickerchen auf dem Hundesofa

Wenn wir heute über „die Zeit nach Lucky“ sprechen, können wir nicht sagen, ob wir wieder einen – oder vielleicht zwei – Hunde bei uns aufnehmen werden. Aber was wir mit Bestimmtheit wissen ist, dass es wieder einer aus dem Tierheim wird! Da sind wir uns einig, dass es etwas Besonderes ist, diesen heimatlosen Tieren ein schönes Zuhause zu geben.

Links, die zu den Tierheimen in Deutschland führen:

Die Linkliste der Tierheime und Tierschutzvereine
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Tierheim Helden – Adoptieren & Spenden bundesweit
bmt – bund gegen missbrauch der tiere e.v.