Hormonersatztherapie: Östrogen und Progesteron sind die wichtigsten weiblichen Hormone. Sie regeln Zyklus, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft und bestimmen dadurch das Leben der Frau von der Pubertät bis zum Ende des Klimakteriums (Wechseljahre). In Deutschland schlucken rund 4,5 Millionen Frauen ab 40 Jahren täglich Hormonpräparate, die gegen Wechseljahresbeschwerden und Osteoporose (Knochenerweichung) vorbeugen oder helfen und die den Alterungsprozess aufhalten sollen.

Von der Antibabypille zur Hormonersatztherapie

Nach dem Siegeszug der Antibabypille in den 1960er Jahren erkannte man, dass das in ihr enthaltene hochdosierte Östrogen auch gegen die gefürchteten Wechseljahresbeschwerden, wie zum Beispiel starke Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen und Gefühlsschwankungen hilft. Die Pharmaindustrie bot den Gynäkologen eine neue Therapiemöglichkeit, mit der zahlreiche Frauen behandelt wurden und werden: die Hormonersatztherapie (HET). Hierbei werden dem Körper nur die Hormonmengen zugeführt, die er normalerweise selbst produziert. Seit Jahren verkünden Ärzte, Pharmaindustrie und Forschung, dass diese Therapie auch vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gebärmutterkrebs, Schlaganfall, Alzheimer und Parkinson wirke sowie bei Osteoporose helfe.

Studie aus dem Jahr 2002 zeigte Nachteile der Therapie

Im Juli 2002 wurden jedoch die Ergebnisse einer amerikanischen Langzeitstudie zur HET (Women’s-Health-Initiative (WHI) Studie mit ca. 16.000 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren) veröffentlicht, die zu großen Besorgnissen bei Frauenärzten und Patientinnen führten. Der allgemeine Tenor war: Die HET bewirke in vielen Fällen das Gegenteil des Erhofften. Sie wirke nicht vorbeugend gegen die genannten Erkrankungen, sondern erhöhe deren Risiko – wie auch das von Brustkrebs- und Thrombosebildung. Frauen, die sich bislang keiner Hormonersatztherapie unterzogen hatten, seien weniger stark gefährdet oder betroffen als behandelte Frauen. Besonders alarmierend war, dass diese Studie vorzeitig abgebrochen wurde, da sich zu viele schädliche Nebenwirkungen der HET sehr schnell nachweisen ließen.

Einsatz der Therapie ging zurück

Nach der Veröffentlichung dieser Studienergebnisse ging die Zahl der Patientinnen mit einer Hormonersatztherapie drastisch zurück; Ärzte wägten immer mehr die Vor- und Nachteile ab. Waren es im Jahr 2010 noch 10 Prozent der Frauen mit Wechseljahrsbeschwerden, die künstliche Hormone nahmen, so ging diese Zahl auf ca. 8 Prozent im Jahr 2012 zurück (Zahlen der Techniker Krankenkasse). Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatten noch 37 Prozent der Frauen eine Hormonersatztherapie gemacht.

Neue Studie bringt mehr Details und Vorteile ans Licht

Eine dänische Studie aus dem Jahr 2012 zeigt deutlich die Vorteile der Hormonersatztherapie auf. Es wurden mehr als 1.000 Frauen in dieser Studie untersucht, die deutlich positivere Auswirkungen als die WHI-Studie aufweist. Während des 16 Jahre andauernden Beobachtungszeitraums starben nur 27 der 504 mit Hormonen behandelten Frauen, dagegen waren es 40 Todesfälle in der hormonfreien Kontrollgruppe. Die Patientinnen, die mit künstlichen Hormonen therapiert wurden, erkrankten zudem weniger häufig an Brustkrebs und starben seltener an Herzkreislauferkrankungen.

 

Als Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Studien wird angesehen, dass die im Rahmen der WHI-Studie untersuchten Frauen erst in höherem Alter mit der Hormoneinnahme begonnen hatten. Die Empfehlung der dänischen Forscher: Frauen sollten möglichst früh nach dem Einsetzen der Menopause mit der Hormonersatztherapie beginnen, um die Risiken so gering wie möglich zu halten.

Hormonersatztherapie mit pflanzlichen Östrogenen

Die so genannten Phytoöstrogene sind eine gute Alternative für Frauen in den Wechseljahren. In mehr als 300 Pflanzen konnten bislang Östrogene identifiziert werden, so zum Beispiel in Äpfeln, Kirschen, Granatäpfeln, Rotklee, Soja, Leinsamen, Karotten, Hafer, Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und Hopfen. Die östrogene Wirkung des Hormons Genistein, das in Sojabohnen vorkommt, ist erwiesen. So sind in Asien, wo Sojabohnen gern verzehrt werden, die typischen Wechseljahrbeschwerden nahezu unbekannt.

Die „Hormone aus der Natur“ sind oft so wirkungsvoll, dass Ärzte in Asien und den USA Frauen mit Kinderwunsch empfehlen, auf Sojaprodukte zu verzichten. Positive Studienergebnisse gibt es auch für Johanniskraut und Traubensilberkerze, die gegen Depressionen und Stimmungsschwankungen wirken. Baldrian ist ebenfalls ausreichend erforscht; er wirkt beruhigend und schlaffördernd. Bei starken Schweißausbrüchen ist Salbei zu empfehlen. Zur Vorbeugung gegen Osteoporose eignen sich neben gesunder Ernährung (viel Obst und Gemüse) und der Einnahme von Kalzium auch Dehnungsübungen, Sport oder Gymnastik.