Hilfe gegen Vergesslichkeit: Normalerweise ist Vergesslichkeit kein Grund für Selbstzweifel, sondern ein Verdrängungsmechanismus, eine “Schutzbarriere” vor Reizüberflutung. Dennoch geht die Furcht um, dass Erinnerung und Merkfähigkeit mit fortschreitendem Alter abnehmen und schließlich gänzlich versagen könnten. “Alzheimer lässt grüßen” steht als beredtes Beispiel aus der Alltagssprache. Vergesslichkeit: ganz normale Reaktion des Gehirns, Resultat krankhafter Veränderungen oder zwangsläufige Begleiterin des Alterungsprozesses?

Die Vergesslichkeit ist eine ständige Alltagsbegleiterin. Bei Jung und Alt gleichermaßen verweigert das Gehirn hin und wieder die Herausgabe von Namen und Adressen, von unbedeutenden und bedeutenden Dingen.

Medizinisches Wörterbuch: Hirnleistungsstörungen im Alter

Hirnleistungsstörungen sind ein verbreitetes Phänomen. Milde Demenzen – also der Verlust vor allem des Gedächtnisses – und deren Vorstufen finden sich bei etwa 10 bis 15 Prozent aller Menschen über 65 Jahren.

Wie ist die Abnahme der Gehirnleistung zu erklären?

Im Gehirn werden Informationen von Zelle zu Zelle durch Überträgerstoffe (Neurotransmitter) auf Leitungsbahnen weitergegeben. Im Alter nimmt das Vorkommen von Leitungsbahnen und Überträgerstoffen ab, die Übertragungsreaktionen verlangsamen sich. Hirnleistungsstörungen machen sich meist durch Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, vorzeitige Ermüdbarkeit, Antriebs- und Motivationsmangel, Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerz bemerkbar.

Die Alzheimer-Krankheit ist eine chronische, nicht ansteckende Krankheit, bei der langsam und stetig fortschreitend Nervenzellen absterben. Verantwortlich ist die Ablagerung fehlerhafter Eiweißstrukturen. Es kommt Störungen des Gedächtnisses, der Sprache, des Denkvermögens, des Erkennens, der Handhabung von Gegenständen, sowie der örtlichen und zeitlichen Orientierung. Es können auch andere Symptome wie Verwirrung oder starke Stimmungsschwankungen auftreten. Der Krankheitsbeginn wird weder vom Kranken noch von der Umwelt bemerkt.

Vor Ort: Gedächtnissprechstunde an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Universität Leipzig

Wenn sich auffällige Symptome des Gedächtnisverlustes einstellen, sollte zunächst der Hausarzt konsultiert werden. Von dort erfolgt bei Notwendigkeit die Überweisung zu einem Spezialisten oder einer Spezialambulanz.

Eigentliche MEMORY CLINICS gibt es in Deutschland nur vereinzelt, z. B. in Hamburg (Albertinenhaus) oder in Essen (Elisabeth-Krankenhaus). Untersuchungen werden auch an geriatrischen, neurologischen und psychiatrischen Kliniken – z. B. in der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Universität Leipzig durchgeführt.

Tests

Beim ersten Test muss der Patient 12 ganz alltägliche Gegenstände erkennen und sich einprägen. Als normal gilt noch, wenn 6 der Bilder vergessen werden. Durch weitere Aufgaben werden unterschiedliche Bereiche des geistigen Leistungsvermögens getestet. Beispielsweise müssen Zahlen in die richtige Reihenfolge sortiert werden – in möglichst nicht mehr als 25 Sekunden. Dann muss der Proband zeigen, wie gut er geistig umschalten kann. Für jedes A einer A-B Buchstabenreihe muss laut und fehlerfrei ein B gelesen werden und umgekehrt.

Die meisten schaffen das in etwa 35 Sekunden. Wenn sich bei den Tests Schwächen zeigen, wird der Patient organisch untersucht und bei Notwendigkeit in eine weiterführende Behandlung überweisen.

Hilfe gegen Vergesslichkeit verspricht: Forschung an der FSU Jena – Klinik für Neurologie

Die Mediziner in den Jenaer Hans-Berger-Kliniken versuchen, krankhaften Gedächtnislücken mit Hilfe der hochmodernen Positronen-Emissions-Therapie (PET) auf die Spur zu kommen. Dabei wird den Patienten eine schwach radioaktive Kontrastflüssigkeit gespritzt. Die speziellen Teilchenstrahlen machen Stoffwechselvorgänge im Hirn durch unterschiedliche Farben auf einem Monitor sichtbar. Die Ergebnisse werden dann mit der normalen Hirnaktivität verglichen.

Da beispielsweise die Alzheimer-Krankheit in ganz bestimmten Hirnregionen ungewöhnliche Aktivitäten hervorruft, kann eine Diagnose sehr präzise und vor allem frühzeitig gestellt werden. Obwohl der gefürchtete Gedächtnisverlust noch nicht ursächlich behandelbar ist, ermöglicht die Früherkennung eine bessere Ausschöpfung der vielfältigen medikamentösen und nicht-medikamentösen Möglichkeiten zur Linderung von Verhaltensstörungen und Verbesserung der Gedächtnisleistungen.