Unterdruck gegen Falten – was in den USA seit Jahren zu den beliebtesten Anti-Aging-Trends gehört, nimmt in Deutschland erst allmählich an Fahrt auf. Ein möglicher Grund dafür: Hierzulande hört die Technik auf den Namen “Schröpfen” und klingt dadurch zunächst so gar nicht nach einer pflegenden Behandlung. Was hinter dem Trend steckt und ob Face Cupping tatsächlich einen Teil zur Hautverjüngung beitragen kann, lesen Sie in diesem Artikel.
Seinen Ursprung hat das Face Cupping (auch “Facial Cupping” genannt) in der Naturheilkunde. Dort wird die Methode unter anderem angewendet, um Muskelverspannungen und Migräne entgegenzuwirken. Die Anwendung ist dabei vergleichsweise einfach: Die Schröpfgläser (Cups) – bestehend aus Glas oder Silikon – werden auf die Haut aufgesetzt und erzeugen einen Unterdruck, der die Durchblutung und den Gewebe-Zellstoffwechsel anregt. Das Ergebnis: Verspannungen können gelockert werden und Einlagerungen werden abtransportiert.
Wie entsteht die Anti-Aging-Wirkung?
Seit einigen Monaten findet man online immer mehr Ratgeber und Anleitungen, die das Face Cupping als “natürliches Facelifting” beschreiben. Das Versprechen: Die Mini-Saugnäpfe sollen für straffe sowie strahlende Haut sorgen und dabei effektiv Falten reduzieren – und das angeblich schon nach der ersten Anwendung.
Verantwortlich für den verjüngenden Effekt auf die Haut sollen folgende Aspekte sein:
1. Hauterneuerung
Durch den Unterdruck und dem damit verbundenen “Ziehen” an der Haut wird die Neubildung von Kollagen und Elastin angeregt, was die Haut straffer und “praller” macht.
2. Durchblutung
Das gezielte Ansaugen bestimmter Hautpartien soll die Blutzirkulation verstärken und dadurch eine bessere Nährstoffversorgung anregen.
3. Lymphfluss
Indem der Lymphfluss aktiv angeregt wird, können Flüssigkeitseinlagerungen sowie Giftstoffe im Gewebe leichter abtransportiert werden.
Wie funktioniert die Behandlung mit Face-Cups?
Gilt das Schröpfen als etwas überholt, so wird das Face-Cupping hierzulande immer häufiger als neues Wellness- oder Spa-Treatment angeboten. Doch auch in der medizinischen Behandlung bei Dermatologen und Kosmetikstudios wird diese Behandlung oft angeboten – gleichzeitig gibt es online aber auch Hunderte Varianten von “Face Cupping Sets”, die eine eigenständige Umsetzung zu Hause möglich machen sollen.
Gesichtsöl lässt die Saugnäpfe leichter gleiten
Wer sich sicher genug für die eigene Anwendung fühlt, sollte die Haut zunächst gründlich reinigen und anschließend ein Gesichtsöl (z. B. Arganöl) auftragen, um die Face-Cups leichter gleiten zu lassen und so immer in Bewegung zu halten – das ist besonders wichtig, um das Risiko für blaue Flecken & Co. zu minimieren. Um den nötigen Unterdruck zu erzeugen, drücken Sie den Cup zusammen, setzen es auf die die Haut und lassen es los. Anschließend kann der Cup in ständiger Bewegung langsam von der Mitte des Gesichts nach außen geführt werden.
Wie häufig sollte man das Gesicht schröpfen?
Über die Häufigkeit der Anwendung scheiden sich die Geister: Während manchmal eine tägliche Anwendung zwischen drei und fünf Minuten empfohlen wird, haben andere Erfahrungen gezeigt, dass nur zwei Anwendungen wöchentlich über etwa 10 Minuten bessere Effekte erzielen können. Anfänger sollten zunächst auf Face Cups aus Silikon setzen, da die Glas-Varianten eine stärkere Saugwirkung und dementsprechend auch ein höheres Risiko für falsche Anwendungen mit sich
bringen.
Blutergüsse durch den Unterdruck
Ein Punkt, bei dem sich alle Experten einig sind: Wer zuvor keine Erfahrung mit dem Thema Schröpfen gesammelt hat, sollte die erste Behandlung im professionellen Rahmen durchführen lassen. Es ist wichtig, zunächst ein Gefühl für den Vorgang an sich aufzubauen. Denn durch falschen Druck oder zu langes Aufsetzen der Face-Cups kann es leicht zu zu Rötungen und Blutergüssen kommen.
Vorsicht bei Akne oder Rosacea
In den sozialen Medien sieht man oft, dass das Cupping bei Cellulite oder Hauterkrankungen wie Rosacea
und Akne eingesetzt wird. Experten raten bei Hauterkrankungen jedoch dringend davon ab. Der Grund dafür: Das Face-Cupping kann gereizte Haut zusätzlich belasten und sogar zu Entzündungen führen. Besonders die hormonell bedingte Akne lässt sich heutzutage sehr effektiv mit Cremes behandeln, die bei modernen Behandlungsansätzen (z. B. Formel Skin) individuell an die Haut angepasst werden.
Kritik: Anti-Aging ohne Langzeiteffekt?
Der medizinische Nutzen des Schröpfens ist seit einigen Jahren wissenschaftlich belegt – das Problem: Die vorhandenen Studien beziehen sich vor allem auf die Behandlung bei Schmerzen und Verspannungen . Die tatsächliche Wirkung in Bezug auf Anti-Aging konnte bisher nicht abschließend bewiesen werden. Vermehrt wird deshalb auch die Kritik laut, dass es sich lediglich um eine Scheinwirkung handelt: Das Gesicht schwillt durch die Anwendung leicht an, wodurch in der darauffolgenden Zeit auch Linien und Falten scheinbar zurückgehen. Geht die Schwellung zurück, sind die Falten wieder da.
Da die Methode bei richtiger Anwendung aber nur geringe Risiken mit sich bringt und eine immer größere Fangemeinde hinter sich versammelt, sollte letztendlich jeder für sich selbst entscheiden, ob man dem Face-Cupping eine Chance
geben möchte.